Die Abruzzen (italienisch Singular Abruzzo) sind eine Region Italiens mit 1.305.770 Einwohnern (Stand 31. Dezember 2019). Sie grenzen im Norden an die Region Marken, im Westen an die Region Latium, im Süden an die Region Molise und im Osten an die Adria.
Obwohl die zentral auf der Apenninhalbinsel gelegene Region geographisch eher zu Mittelitalien gehört, gilt sie aus historischen Gründen als die nördlichste Region Süditaliens.[2] Vom Mittelalter bis ins 19. Jahrhundert gehörte die Region zum Herrschaftsgebiet Siziliens und später Neapels und war wirtschaftlich und kulturell an die Regionen Unteritaliens angebunden.
Entlang der Adria erstreckt sich ein flacher Küstenstreifen (ca. 150 km), der in eine Hügellandschaft übergeht. Diese Gebiete nehmen etwa ein Drittel der Fläche der Region ein. Zwei Drittel werden durch den Abruzzischen Apennin geprägt. Der Anstieg geht im Gebirgsmassiv Gran Sasso d’Italia bis auf fast 3000 Meter, der Corno Grande stellt hierbei die höchste Erhebung des kontinentalen Italiens südlich der Alpen dar.
Rund ein Drittel der abruzzesischen Fläche steht unter Naturschutz. Von allen italienischen Regionen haben die Abruzzen den größten Anteil an Naturschutzgebieten, darunter das älteste des Apennin, den Abruzzesischen Nationalpark im Süden.
Im Norden und um die Hauptstadt L’Aquila erstreckt sich der sehr große Gran-Sasso-Nationalpark, etwas weiter im Süden liegt der Maiella-Nationalpark, und im Westen mit unberührter Natur der Regionalpark Sirente-Velino.
Der Nationalpark Gran Sasso (1500 km²) besteht aus zwei Bergketten, dem schroffen Gran-Sasso-Massiv und den sanfteren Monti della Laga. Der Gran Sasso, der „Große Fels Italiens“, besteht aus einer wilden Landschaft, geprägt von gezackten Gipfeln, Kämmen und senkrecht abfallenden Wänden. Zum Massiv gehört das Corno Grande, mit 2912 m höchster Gipfel des Apennin. Während die vielen Spitzen der östlichen Seite und die spektakulären, steil aufsteigenden Kalksteinwände dem Massiv einen hochalpinen Aspekt verleihen, erinnert die westliche Seite mit dem Hochplateau Campo Imperatore (ca. 1600 m Höhe) mehr an Landschaften der inneren Mongolei. Daher kommt der Ausdruck „kleines Tibet“. Das Campo Imperatore ist knapp 30 km lang und etwa acht Kilometer breit. Den alpinen Charakter des Gran-Sasso-Massivs unterstreicht auch die Tatsache, dass am Corno Grande der südlichste Gletscher Europas, der Calderone-Gletscher, zu finden ist. Weiter im Norden beeindrucken der See Campotosto und das „Tal der hundert Wasserfälle“.