Ein Adjektiv ist ein Wort, das ohne weiteres ein Substantiv modifizieren, d. h. als Attribut fungieren kann, unbeschadet der Möglichkeit, dass es noch andere Funktionen im Satz wahrnehmen kann. Typische Adjektive bezeichnen Eigenschaften wie ‚gut‘ und Zustände wie ‚nass‘.
In einer allgemeinen Systematik der Wortarten kann das Adjektiv in eine mittlere Position zwischen Substantiv und Verb eingeordnet werden. Im Japanischen gibt es zwei Arten von Adjektiven, ein mehr substantivartiges und ein mehr verbartiges (s. u.). In Sprachen wie dem Lateinischen, wo das Adjektiv die meisten grammatischen Eigenschaften mit dem Substantiv teilt, kann es mit diesem unter dem Oberbegriff des Nomens zusammengefasst werden. In solchen Sprachen kann das Adjektiv ähnlich wie ein Substantiv deklinieren.
Das Adjektiv kann mit dem Bezugsnomen in morphologischen Kategorien wie Genus, Numerus und Kasus kongruieren und tut das oft in der ersten, manchmal auch in der zweiten obigen Funktion. In der dritten Funktion wird es in einigen Sprachen zum Adverb abgeleitet. Z.B. tritt in der italienischen Fassung des ersten und des zweiten Beispiels das Adjektiv veloce „schnell“ auf, in der des dritten Beispiels jedoch das Adverb velocemente.
Eine Eigenschaft oder ein Zustand können in höherem oder geringerem Maße auf eine Entität zutreffen. Daher sind Adjektive im allgemeinen durch Begriffe wie ‚mehr‘, ‚höchst‘ u. ä. modifizierbar. In einigen, insbesondere indogermanischen Sprachen ist diese Funktion in die morphologische Kategorie der Komparation umgesetzt: typische Adjektive sind steigerbar, wie schnell – schneller – schnellst.
Der Begriff des Adjektivs wurde zuerst für das Altgriechische geprägt. Der Terminus lautet bei Dionysius Thrax (2. Jh. v.Ch.; Tékhnē grammatikḗ § 14) altgriechisch [ὄνομα] ἐπίθετον [ónoma] epítheton „hinzugefügtes Nomen“. Das Adjektiv fällt hier unter einen weiten Begriff von ‚Nomen‘, der u. a. noch Substantive, Pronomina und Zahlwörter umfasst. Die römischen Grammatiker übernehmen diesen Begriff des Nomens für das Lateinische; allerdings betrachtet erst Priscian (um 500 n.Ch.; Institutio de arte grammatica, GL 2: 58) das [nomen] adiectivum, ebenfalls „beigefügtes [Nomen]“, als eine eigene Klasse von Nomen, genauer: als eine Art von nomen appellativum. Erst in Grammatiken moderner europäischer Sprachen gilt das Adjektiv als eigene Wortart neben dem Substantiv.