Antiquar (von lateinisch antiquarius) bezeichnet im deutschen Sprachgebrauch zwei Personengruppen. Einerseits einen Buchhändler, der auf den Handel mit gebrauchten, alten, vergriffenen oder seltenen Büchern, teils auch Handschriften, Autographen, Zeitungen, Landkarten und Kunst, insbesondere Graphiken spezialisiert ist. Er betreibt selbständig ein Antiquariat oder ist dort Angestellter. Tätigkeiten des Antiquars sind die Wertermittlung eines angebotenen Buches, der Ankauf, die Verkaufspreiskalkulation, die Lagerhaltung und die Vermarktung mit dem Verkauf. Zum Kundenservice des Antiquars gehört auch die gezielte Beschaffung seltener Bücher durch Suchmeldungen an andere Antiquariate.
Der Antiquar übt eine kaufmännische Tätigkeit aus. In Deutschland ist das Antiquariat einer der drei möglichen Schwerpunkte der Ausbildung zum Buchhändler. In anderen Ländern entspricht der Begriff mehr dem Antiquitätenhändler, die Spezialisierung auf gedruckte Werke wie Bücher ist dort nicht in der Berufsausbildung geregelt. Häufig ist der Antiquar auch in Fachbuchhandlungen für wissenschaftliche bzw. geschichtliche Veröffentlichungen tätig.
Andererseits bezeichnet der Begriff Antiquar Altertumsforscher aus der Zeit vor der Verwissenschaftlichung des Faches gegen Ende des 18. und zu Beginn des 19. Jahrhunderts, die sich vor allem mit den Realia der antiken Kulturen, insbesondere der Griechen und Römer, beschäftigten. Von diesen Antiquaren, die sich häufig eine große Bibliothek zugelegt hatten, leitet sich auch der Begriff für die modernen Buchhändler ab.
Antiquarius wurde bei den Römern ein Autor oder Redner genannt, der gern veraltete Ausdrücke und Redeformen (Archaismen) verwendete; im Mittelalter galt die Bezeichnung einem Abschreiber alter Bücher (besonders in Klöstern). Ab der Renaissance wurden Gelehrte, die sich mit dem Studium der Antiquitäten, d. h. alter Kunstwerke, beschäftigten, als Antiquare bezeichnet (in diesem Sinne noch heute französisch antiquaire, englisch antiquary, italienisch antiquario). Man verwendet diesen Begriff heute im Deutschen noch, um Gelehrte vor der eigentlichen Entstehung der Archäologie bzw. der Vor- und Frühgeschichte als Vertreter eines eigenen Faches zu bezeichnen.
Der Begriff bzw. die Bezeichnung als „Antiquar“ oder „Trödler“ ist in Deutschland frei, er unterliegt keinem Berufszwang, jeder der möchte, darf sich damit bezeichnen, falls eine Tätigkeit als Händler ausgeübt wird, ist ein Gewerbeschein erforderlich.
Gegen Ende des 19. Jahrhunderts wandelte sich der Begriffsgehalt vor allem in Deutschland zu einem Kaufmann, der mit älteren, gebrauchten Büchern handelt. Französische Antiquare, insbesondere Straßenbuchhändler in Paris, werden auch als Bouquinist bezeichnet. In Paris gibt es 240 Straßenbuchhändler (Stand 2020).[1]