Mit Artikulation (lateinisch articulare ‚deutlich aussprechen‘) bezeichnet man im linguistischen bzw. phonetischen Sinne die Realisierung der Phoneme und Wörter menschlicher Sprachen durch die Artikulationsorgane, also die neuro-muskulären Vorgänge beim Sprechen (bei den Lautsprachen) bzw. beim Gebärden (mit Händen, bei den Gebärdensprachen). Im Rahmen der Spracherzeugung bei Lautsprachen ist die Artikulation im engeren Sinn definiert als die Sprechbewegungen der Artikulationsorgane, in Abgrenzung von Atmung und Stimmgebung (Phonation).[1]
Die Artikulation ist letztlich die Grundlage für die Unterscheidung der verschiedenen Sprachlaute (auch noch in ihrer abstrakten Beschreibung als Phoneme); die Artikulation bildet daher einen wichtigen Begriff der linguistischen Phonetik. Die Artikulationsvorgänge beruhen auf weitergehenden anatomisch-physiologischen Voraussetzungen, die in der Linguistik nur am Rande berücksichtigt werden müssen.
Grundvoraussetzung für das Sprechen ist das Zusammenwirken der Artikulationsorgane mit der Atmung, die beim Ausatmen (Exspiration) den zum Sprechen benötigten Luftstrom liefert, und die Stimmerzeugung (Phonation).
Nur selten kommen in menschlichen Sprachen auch Sprachlaute vor, die, unabhängig von der Atmung, allein durch Druckerzeugung im Mundraum gebildet werden (sogenannte nicht-pulmonale Konsonanten, etwa die Klicklaute der Khoisansprachen). Insgesamt werden bei weitem nicht alle Laute, die mit den Sprachorganen bzw. Resonanzräumen prinzipiell erzeugt werden können, in einer gegebenen Lautsprache systematisch benutzt und sind somit linguistisch relevant.
Grundvoraussetzung für die „manuelle Artikulation in Gebärdensprachen“ ist die Fähigkeit der Arme, Bewegungen auszuführen und Körperteile zu berühren, und der Hände, mit den Fingern Handkonfigurationen zu bilden. Man spricht in der Linguistik der Gebärdensprache von den vier Parametern in der Formation von Gebärden: Handkonfiguration, Handstellung, Bewegung und Bewegungsort. Nur eine Untermenge der möglichen Bewegungen der Arme und Handformen ist linguistisch relevant in einer gegebenen Gebärdensprache. Auch wird nur eine beschränkte Anzahl der Körperteile von der gebärdenden Hand bzw. Händen berührt.
Die folgenden Abschnitte stellen die lautsprachliche Seite der Artikulation näher dar. Einige Einzelheiten zur Artikulation in Gebärdensprache finden sich unter Deutsche Gebärdensprache#Phonologie.