Auge


Das Auge (altgriechisch ὀφθαλμός ophthalmós oder ὤψ ōps, lateinisch oculus) ist ein Sinnesorgan zur Wahrnehmung von Lichtreizen. Es ist Teil des visuellen Systems und ermöglicht das Sehen. Die Aufnahme der Reize geschieht mit Hilfe von Fotorezeptoren, lichtempfindlichen Nervenzellen, deren Erregungszustand durch die unterschiedlichen Wellenlängen elektromagnetischer Strahlung aus dem sichtbaren Spektrum verändert wird. Bei Wirbeltieren werden die Nervenimpulse bereits in der Netzhaut beginnend bearbeitet und gelangen über die Sehnervenbahnen zum Sehzentrum des Gehirns, wo sie schließlich zu einer visuellen Wahrnehmung verarbeitet werden.

Die Augen von Tieren unterscheiden sich in Aufbau und Funktionalität teilweise erheblich. Ihre Leistungsfähigkeit ist eng an die Anforderungen für den jeweiligen Organismus angepasst. Auch die Anzahl der Augen ist ein evolutionäres Ergebnis der Lebensumstände. Manche Tiere, deren Orientierung weniger von visuellen Eindrücken bestimmt wird, benötigen lediglich eine grobe Unterscheidung von Hell und Dunkel, andere wiederum von Kontrast- und Bewegungsmustern. Höher entwickelte Augen dienen der kontrastreichen Bildwahrnehmung, deren Qualität mit der Fähigkeit steigt, Helligkeitsunterschiede sehr differenziert wahrzunehmen (Minimum visibile). Dies drückt sich wiederum in einer entsprechenden Sehschärfe (Minimum separabile) aus, die bei Tag, Dämmerung oder Nacht sehr unterschiedlich sein kann. Wieder andere benötigen weniger ein kontrastreiches Sehen als vielmehr ein großes Gesichtsfeld oder eine differenzierte Farbwahrnehmung in verschiedenen Wellenlängenbereichen.

Mit dem Grad der visuellen Orientierung wächst die Leistungsfähigkeit des Sehsinns einer Lebensform – dies wird erreicht durch einen feineren anatomischen Aufbau und eine zunehmende Komplexität neuronaler Verknüpfungen, die der Bilderzeugung und der Bildverarbeitung dienen.

Das gemeingermanische Wort „Auge“ beruht – über mittelhochdeutsch ouge von althochdeutsch ouga – auf der indogermanischen Wurzel ok- „sehen; Auge“ (teils okw- geschrieben). Auch im lateinischen oculus ist diese Wurzel enthalten, ebenso in den griechischen Wörtern altgriechisch ὀφθαλμός ophthalmós und ὤψ ōps, wo sie durch Sprachumwandlung von *okje zu op-/oph- jedoch schwer zu erkennen ist.[1][2]


Auge einer Hauskatze
Facettenaugen einer Schwebfliege
Lochauge eines Perlbootes, eines primitiven Kopffüßers
Becheraugen eines Dreieckskopfstrudelwurms
Augen auf dem Mantel einer Kammmuschel
Stufen der Evolution des Auges als Progressionsreihe
(a) Pigmentfleck
(b) Einfache pigmentierte Vertiefung
(c) Augenbecher der Seeohren
(d) Linsenauge von Meeresschnecken
Sehprobentafel im angel­sächsischen Raum zur Ermittlung der Seh­schärfe beim Menschen. In Europa ist der Landoltring das Normseh­zeichen für Sehtests.
Polardiagramm vom Gesichtsfeld des linken menschlichen Auges. Man beachte, dass das hinterlegte Bild nicht maßstabsgetreu ist: Der äußere Kreis bedeutet 90°, also die seitlich liegende Umgebung; das Gesichtsfeld reicht horizontal etwas weiter nach außen (107°). Der graue Punkt stellt den Blinden Fleck dar.
Lineare Darstellung des Spektrums sichtbaren Lichts
Euglena
8 Photorezeptor, 9 Pigmentfleck
Lochauge eines Perlboots (Nautilus)
Facettenaugen einer Pferdebremse
Katzenauge mit Schlitzpupille
Äußerlich sichtbare Teile eines menschlichen Auges
Augapfel und Sehnerv beim Menschen (Darstellung eines horizontalen Querschnitts des linken Auges von oben)
Äußere Augenmuskeln des linken menschlichen Auges