Als Bankenkrise wird eine spezifische Unternehmenskrise bezeichnet, bei der die Stabilität und die Funktionsfähigkeit eines oder mehrerer Kreditinstitute durch Verluste derart gefährdet sind, dass mit einer Insolvenz zu rechnen ist. Dabei sind Ansteckungseffekte auf das gesamte nationale Bankensystem, auf die Finanzmärkte, die gesamte Volkswirtschaft oder auf andere Staaten möglich. Eine Bankenkrise kann isoliert ein einzelnes Institut oder als Systemkrise einen ganzen Bankensektor betreffen und kann die ökonomische, soziale oder politische Stabilität in einem Staat unterminieren.
Bankenkrisen waren meist Teil einer nationalen oder internationalen Wirtschafts- oder Finanzkrise; sie haben sie ausgelöst oder waren ihre Folge. Eine Studie konnte nachweisen,[1] dass die wichtigsten Bankenkrisen in der Geschichte der USA mit einem einfachen Konjunkturmodell hätten vorhergesehen werden können.
Bankenkrisen sind so alt wie die Banken selbst und keineswegs ein neues Phänomen. Eine der ersten Bankenkrisen fand ersichtlich im Jahre 371 vor Christus in Athen statt, als die Schlacht bei Leuktra gegen die Boötier verloren ging.[2] Panisch hoben viele Athener ihre Depositen bei Geldwechslern in Piräus ab, die hierdurch illiquide wurden.
Genauer bekannt ist heute in der Wirtschaftsgeschichte die – durch Spekulationsblasen in London (Südseeblase) und Paris (Mississippi-Blase) ausgelöste – Berner Bankenkrise von 1720. Zwischen November 1720 und Juni 1721 wurden die Berner Banken Malacrida & Cie. zusammen mit der Bank Samuel Müller & Cie. zahlungsunfähig und mussten liquidiert werden. Es folgten ausschließlich Bankenkrisen, die Teil einer nationalen oder gar internationalen Wirtschaftskrise waren wie die Wirtschaftskrise vom Mai 1837 oder die Wirtschaftskrise vom August 1857. Die Panik bei der Seamen’s Savings’ Bank in der New Yorker Wall Street am 31. Oktober 1857 offenbarte, dass die Stabilität der New Yorker Banken durch unvorhersehbare Umstände untergraben werden konnte, die weder der Sicherheitsfonds noch das Gesetz über Free Banking verhindern konnten.[3] Die bedeutendsten Bankenkrisen in den USA fanden 1873, 1884, 1890, 1893 und 1907 statt. Außer der Bankenkrise von 1890 waren die übrigen von erheblichen Liquiditätsengpässen geprägt, die zu Zahlungseinstellungen auch im Nichtbankensektor in den USA führten.[4] Die Krise der Barings Bank vom November 1890 wurde durch wertlos gewordene Staatsanleihen Argentiniens ausgelöst, die die Bank erworben hatte und dadurch illiquide wurde. Sie musste deshalb durch die Bank of England gerettet werden. Die Auswirkungen auf die Weltwirtschaft waren noch ein Jahrzehnt spürbar.[5]