Bestandsgröße


Unter einer Bestandsgröße (auch Bestandsmasse; englisch stock) versteht man in der Wirtschaftsmathematik die in Geldeinheiten bewertete oder in physikalischen Einheiten zu einem bestimmten Zeitpunkt gemessene Größe. Gegensatz ist die Stromgröße. In der Physik spricht man von Potentialgrößen.

Den Unterschied und Zusammenhang zwischen Bestands- und Stromgröße hat der Ökonom Nicholas Gregory Mankiw am Beispiel der Badewanne erklärt. Die in der Wanne vorhandene Wassermenge ist die Bestandsgröße, das in die Wanne hineinfließende oder aus ihr abfließende Wasser ist eine Stromgröße.[1] Daraus ergibt sich auch der Zusammenhang zwischen beiden Größen, denn Zu- und Abfluss verändern die Bestandsgröße.

Der Bestand ist das materielle und/oder immaterielle Resultat von Akkumulationsprozessen.[2] Materielle Bestände sind etwa der Kassenbestand, immaterielle unter anderem die Anzahl vorhandener Patente. Der Zahlenwert einer Bestandsgröße kann eine Geldeinheit (etwa Euro) oder eine physikalische Größe (Kilogramm) sein, aus denen sich die Dimension „Geld- oder Mengeneinheiten zum Zeitpunkt“ ergibt. Der Zeitpunkt heißt statistisch häufig „Stichtag“. Die Bestandsgröße unterscheidet sich von der Stromgröße durch die zeitliche Abgrenzung einer untersuchten Grundgesamtheit, wobei sich Bestandsgrößen auf einen konkreten Zeitpunkt beziehen (etwa die Einwohnerzahl Kölns zum 31. Dezember 2016). Dagegen ist die Stromgröße auf einen konkreten Zeitraum bezogen (etwa die Anzahl der Insolvenzen im gesamten Jahr 2010).[3] Das Gewicht eines Kraftfahrzeuges (2 t) ist eine zeitlos geltende Bestandsgröße, seine Geschwindigkeit (100 km/h) eine Stromgröße, die lediglich zu einem gemessenen Zeitpunkt gilt.

Bestandsgrößen unterliegen einer höheren Zufallswahrscheinlichkeit als Stromgrößen. Die zu einem bestimmten Zeitpunkt ermittelten Bestandsgrößen können durch plötzliche Ereignisse beeinflusst sein, die bis zum Stichtag eintreten. Diese Zufallswahrscheinlichkeit nimmt bei Stromgrößen ab, je größer der Erhebungszeitraum gewählt wird.

Bestandsgrößen werden ermittelt durch Inventur, Fortschreibung oder Beobachtung individueller Verläufe, bei denen der Bestand zu jedem beliebigen Zeitpunkt bekannt ist.[4] Jeder Bestandsgröße ist eine Zugangs- und Abgangsmasse zugeordnet. So setzt sich beispielsweise die Bevölkerungszahl zu einem bestimmten Stichtag aus der Zugangsmasse der Geburtenziffer und der Einwanderung sowie der Abgangsmasse der Sterbeziffer und der Auswanderung zusammen. Stromgrößen enthalten mathematisch in ihrer Dimension ein Mitglied der Dimensionsklasse „Zeit“ mit einem von Null verschiedenen Exponenten. Bestandsgrößen dagegen enthalten in ihrer Dimension keine Zeitdimensionen.[5]