Bogen (Waffe)


Der Bogen (Plural: Bogen oder Bögen), seltener auch verdeutlichend Pfeilbogen genannt, ist eine Abschussvorrichtung für Pfeile. Der Bogenbauer wird Bogner genannt. Seit der ausgehenden Altsteinzeit (30.000–10.000 v. Chr.) beweisen archäologische Funde die Nutzung von Pfeil und Bogen als Jagdwaffe. Seit der späten Jungsteinzeit wurden Pfeil und Bogen auch als Kriegswaffe eingesetzt.[1] Heute dient der Bogen in Europa als Sportgerät beim Bogenschießen; in einigen Ländern der Bogenjagd. Als Kinderspielzeug werden Pfeil und Bogen auch als Flitze- oder Flitzbogen bezeichnet.

Ein Bogen besteht stets aus einem elastischen, stabähnlichen Gegenstand, dem eigentlichen Bogen, dessen Enden durch eine Schnur, die Bogensehne, verbunden werden. Traditionelle Bögen wurden aus Holz, Horn und Tiersehnen gefertigt; ein hochwertiger Kompositbogen erforderte einen aufwändigen mehrmonatigen Herstellungsprozess. Moderne Bögen bestehen meist aus Holz-, glasfaserverstärkten (GFK) oder kohlenstofffaserverstärkten (CFK) Kunststoffkomposita.

Der Bogen selbst kann in fünf Abschnitte gegliedert werden: ein meist starres Mittelteil, das als Griff für den Bogenschützen dient (Griffstück), zwei daran anschließende flexible Wurfarme und die beiden abschließenden Bogenenden, die Tips oder Nocken, an denen die Bogensehne befestigt wird. Beim Einhängen der Bogensehne, dem Spannen des Bogens, müssen die Wurfarme gekrümmt werden, dies sorgt für die Vorspannung des Bogens. Beim Ausziehen der Bogensehne (Auszug), werden die Wurfarme stärker gekrümmt und speichern Energie. Diese sorgt beim Loslassen, dem Lösen der Sehne (des Pfeiles), für die Beschleunigung des aufgelegten Pfeils. Das Prinzip ist dem einer Blattfeder mit anfangs degressiver und in weitem Auszug zunehmend progressiver Federkennlinie vergleichbar. Ein Bogen ist ein Leistungswandler: die beim Auszug langsam aufgewandte und in dem Bogen gespeicherte Zugarbeit des Schützen wird beim Lösen in kürzester Zeit in eine schnelle Wurfarmbewegung umgewandelt und auf den Pfeil übertragen. Deshalb darf ein ausgezogener Bogen niemals ohne Pfeil gelöst werden (Leerschuss) – es besteht Bruch- und Verletzungsgefahr! Die komplette gespeicherte Energie entlädt sich mangels Pfeilmasse als trägem Gegengewicht fast augenblicklich ausschließlich im Bogenmaterial. Einzig noch abführende und bremsende Wirkung haben die trägen Massen der beschleunigten Sehne und Wurfarme selbst. Der Bogen kann explosionsartig in mehrere Teile zersplittern.

Weil ein Pfeil nicht wie ein Geschoss durch explosive Treibmittel beschleunigt wird, sondern durch die Wurfarme, schießt ein Bogen nicht – ein Bogen „wirft“.

Die bei Vollauszug nötige Haltekraft wird als Zuggewicht bezeichnet, und aus historischen Gründen überwiegend in englischen Pfund angegeben. Das maximal mögliche Zuggewicht eines Bogens wird maßgeblich durch die Steifheit der Wurfarme im Verhältnis zur Bogenlänge vorgegeben. Es kann mehr als 100 Pfund betragen, was einer Kraft von 444 N entspricht.


Hunnischer Kompositbogen
Aufbau eines Recurve-Bogens
Felsbild, ca. 13.000 Jahre alt, Barranco de la Valltorta, Provinz Castellón, Spanien
Kriegerische Auseinandersetzung im Mesolithikum zwischen zwei Gruppen von Bogenschützen. Morella la Vella, Provinz Castellón, Ostspanien
Narām-Sîn-Stele. Der als Gott dargestellte Herrscher hält Pfeil und Bogen in den Händen.
Skythe beim Spannen des Reflexbogens, Umzeichnung vom Goldbecher aus Kul'-Oba (Krim)
Darstellung von Bogenschützen im Stuttgarter Psalter (um 830)
Bekanntester literarischer (Rechtshand-)Schütze mit dem Langbogen: Robin Hood – Filmplakat von 1922
Primitivbogen aus einem Stück Holz
Unterschiedliche Tips an Primitiv-Bögen
Moderner Langbogen
Recurve
Wurfarmenden von Recurvebogen
Compoundbogen mit Twin-Limbs und Twin-Cams
Recurvebogen beim Hallenschießen. Vier schießen einen Rechtshandbogen, nur einer (Mitte) einen Linkshandbogen
Trefferaufnahme beim Bogenschießen – Feldbogen