Britisches Weltreich


Das Britische Weltreich (englisch British Empire oder kurz Empire) war das vom 17. bis zum 20. Jahrhundert bestehende, größte Kolonialreich der Geschichte und vom Ende der Napoleonischen Ära bis zum Ersten Weltkrieg die führende Weltmacht. Zum Zeitpunkt seiner größten Ausdehnung, 1922, umfasste es mit 458 Millionen Einwohnern und ca. 33,67 Millionen km² sowohl ein Viertel der damaligen Weltbevölkerung als auch ein Viertel der Landfläche der Erde.[1][2]

Unter der Herrschaft des Vereinigten Königreichs vereinte es Dominions, Kronkolonien, Protektorate, Mandatsgebiete und sonstige abhängige Territorien auf allen Kontinenten, die aus englischen und später britischen Überseebesitzungen, Handelsposten und Strafkolonien hervorgegangen waren. Auch nach ihrer Unabhängigkeit sind viele ehemalige Teile des Empire im Commonwealth of Nations verbunden.

Wie zuvor schon das spanische Kolonialreich galt auch das Britische Weltreich als Reich, „in dem die Sonne nie untergeht“. Sein politischer, juristischer, sprachlicher und kultureller Einfluss wirkt bis heute in vielen Teilen der Welt nach. Ebenso spielen viele koloniale Grenzziehungen bei heutigen regionalen Konflikten eine Rolle.

Im 15. und 16. Jahrhundert, im Zeitalter der Entdeckungen waren Spanien und Portugal die Pioniere der europäischen Erforschung und Eroberung der Welt. Sie bildeten riesige Kolonialreiche, die ihnen immense Reichtümer einbrachten. Dadurch angespornt, begannen auch England, Frankreich und die Niederlande mit dem Aufbau eigener Kolonien und Handelsnetzwerke in Amerika und Asien.[3] Nach mehreren Kriegen im 17. und 18. Jahrhundert gegen Frankreich und die Niederlande etablierte sich England (nach dem Act of Union 1707 mit Schottland das Königreich Großbritannien) als führende Kolonialmacht in Amerika und Indien. Die Abspaltung der Dreizehn Kolonien nach dem Amerikanischen Unabhängigkeitskrieg (1775–1783) bedeutete zwar den Verlust der bevölkerungsreichsten Überseegebiete, doch wandte sich Großbritannien bald Afrika, Asien und Ozeanien zu. Nach dem Ende der Napoleonischen Kriege 1815 übte Großbritannien über ein Jahrhundert lang eine nahezu unangefochtene Dominanz über die Weltmeere aus. Das Land war die erste Industrienation und ebnete dem weltweiten Siegeszug des Kapitalismus den Weg. Es verfügte seit dem 19. Jahrhundert für viele Jahrzehnte über die mit Abstand größten Handels- und Kriegsflotten der Welt, galt als stärkste See- und Weltmacht und praktizierte bis etwa 1902 die Splendid isolation. Mehrere Siedlerkolonien, deren Bevölkerung vor allem durch den stetigen Zustrom von Auswanderern aus dem Mutterland zunahm, erhielten mit der Zeit mehr Autonomie und wurden zu Dominions erhoben.


Gebiete, die ehemals Teil des Britischen Weltreichs waren (heutige Territorien sind rot unterstrichen)
Zeitliche Entwicklung des britischen Weltreichs in rot.
Nachbildung von Giovanni Cabotos Schiff The Matthew
Schematische Darstellung des atlantischen Dreieckshandels
Ansicht von Gibraltar (1810)
Kapitulation von Cornwallis (1781)
Das Britische Weltreich im Jahr 1897, die britischen Besitzungen werden traditionell rot gekennzeichnet
Das im Rahmen des Sepoy-Aufstands von den Briten erstürmte Secundra Bagh in Lucknow, Aufnahme von Felice Beato, März 1858
Zeitgenössische Zeitungsillustration der Schlacht bei Inkerman (1855)
Kolonien in Afrika (1914)
Kriegsschiffe der Grand Fleet
Das britische Reich im Jahr 1938 vor dem Zweiten Weltkrieg (Dominions in Fettschrift)
Teilnehmer der Reichskonferenz 1926
Stehend v. l. n. r.: Walter Stanley Monroe (Neufundland), Gordon Coates (Neuseeland), Stanley Bruce (Australien), Barry Hertzog (Südafrikanische Union), William Thomas Cosgrave (Irischer Freistaat)
Sitzend v. l. n. r.: Stanley Baldwin (Vereinigtes Königreich), König George V., William Lyon Mackenzie King (Kanada)
Muhammad Ali Jinnah und Mahatma Gandhi, die wichtigsten Anführer der indischen Unabhängigkeitsbewegung
Britische Dekolonisation Afrikas