Lucius Cassius Dio (so die authentische Namensform,[1] das angebliche Cognomen Cocceianus wird erst in byzantinischer Zeit erwähnt und ist daher höchstwahrscheinlich fiktiv; * um 163 in Nikaia in Bithynien; † um 235) war ein römischer Senator, Konsul und Geschichtsschreiber.
Cassius Dio entstammte einer reichen Familie aus dem griechischen Osten des Imperium Romanum, der der Aufstieg in die Reichsaristokratie geglückt war, und war der Sohn des römischen Senators Cassius Apronianus, der um 175 Suffektkonsul war. Sein eigentlicher Name war daher Cassius, er nahm aber das Cognomen Dio an, um eine (in der modernen Forschung umstrittene) Abkunft mütterlicherseits von dem berühmten Redner Dion Chrysostomos zu belegen. Obwohl er von seiner Mutter her griechischer Abstammung war, die im ganzen römischen Osten maßgebende griechische Sprache in seinen Schriften benutzte und stark von griechischem Denken geprägt war, kann er andererseits aufgrund seiner politischen Laufbahn und seiner Weltanschauung zugleich auch als Römer angesehen werden.
Cassius Dio verbrachte den größten Teil seines Lebens im öffentlichen Dienst, wobei er eine glänzende Karriere absolvierte. Er ging als junger Mann nach Rom, wurde unter Commodus (Kaiser 180–192) Senator und nach dem Tod des Septimius Severus (193–211) Curator der kleinasiatischen Städte Smyrna und Pergamon. Um das Jahr 205 war er selbst Suffektkonsul, später Prokonsul von Africa (ein sehr prestigeträchtiger Posten) und schließlich Statthalter in den Provinzen Pannonia superior[2] und Dalmatia. Der junge Kaiser Severus Alexander (222–235) schätzte ihn sehr und machte ihn 229 zum zweiten Mal zum Konsul, diesmal als consul ordinarius und Kollege des Herrschers, was eine besondere Ehre darstellte. Andererseits hatte sich Dio zu diesem Zeitpunkt nach eigener Aussage bei vielen Leuten in Rom so unbeliebt gemacht, dass er sein Konsulat auf Bitten des Kaisers vorwiegend abseits der Hauptstadt verbrachte. Anschließend kehrte er in seine bithynische Heimat zurück, wo er vor 235 starb.
Cassius Dio veröffentlichte eine heute nur noch teilweise erhaltene Römische Geschichte (gr.: Ῥωμαϊκὴ ἱστορία) in 80 Büchern, die Frucht einer mindestens 24-jährigen Arbeit. Sie begann mit der Ankunft des mythischen Aeneas in Italien und reichte über die Gründung von Rom bis zu seinem Konsulatsjahr 229. Das Werk war von der Tradition der römischen Annalistik beeinflusst, folgte aber zugleich den Genreregeln der griechischen Geschichtsschreibung. Bis zur Zeit Caesars sind seine Angaben, soweit man es den Fragmenten entnehmen kann, eher summarisch, danach bietet das Werk mehr Details, und ab der Herrschaft des Commodus wird Dio sehr ausführlich in der Darstellung dessen, was er selbst erlebt hat.