Christenverfolgung


Als Christenverfolgung bezeichnet man eine systematische gesellschaftliche oder staatliche Unterdrückung oder existentielle Bedrohung von Christen aufgrund ihrer Religionszugehörigkeit. Dazu gibt es vielfältige sowohl historische als auch gegenwärtige Beispiele.

Christenverfolgung kann Teil der Religionspolitik eines Staates sein. Ebenso kann Christenverfolgung zur Minderheitenpolitik eines Staates gehören, in dem Christen eine religiöse Minderheit darstellen. Christenverfolgung kann auch informell im Rahmen von ethnischen Konflikten oder sozialen Verwerfungen stattfinden.

Nach Schätzungen der Internationalen Gesellschaft für Menschenrechte, des Internationalen Instituts für Religionsfreiheit, der katholischen Menschenrechtsorganisation Kirche in Not sowie der evangelikalen Organisation Christian Solidarity International bekennen sich 75 bis 80 Prozent der Menschen, die derzeit wegen ihres Glaubens verfolgt werden, zum Christentum.[1] Auch Amnesty International berichtet über systematische Verfolgungen ethnischer und religiöser Minderheiten in verschiedenen Ländern, darunter Christen.[2] Das christliche Hilfswerk Open Doors, das eigene Recherchearbeit leistet,[3] schätzt, dass mehr als 200 Millionen Christen weltweit verfolgt oder diskriminiert werden.[4] Seinem Weltverfolgungsindex von 2019 zufolge finden die stärksten Christenverfolgungen in islamisch geprägten Ländern statt, wobei die Zahl der dokumentierten religiös motivierten Morde an Christen im Vergleich zum Vorjahr um ein Drittel anstieg.[5][6] Der International Religious Freedom Report des Außenministeriums der Vereinigten Staaten schließt Verfolgungen von Christen ein und berichtet im Executive Summary ebenfalls über Länder mit besonderen Problemen. Bei einer Anhörung des Ausschusses für Menschenrechte und humanitäre Hilfe beim Deutschen Bundestag stellten Experten, darunter Vertreter der Deutschen Evangelischen Allianz fest, dass es zwar „keine systematische Verfolgung“ von Christen im arabischen Raum gebe, bemängelten allerdings ihren mangelnden staatlichen Schutz und eine fehlende rechtliche Gleichstellung.[7] Die Bundesregierung antwortete auf eine große Anfrage bereits 1999, die Verfolgung von Christen aller Konfessionen nehme in den letzten Jahren sehr besorgniserregende Ausmaße an. Christen würden wegen ihres Glaubens diskriminiert, verlören ihre Arbeitsstellen und Wohnungen, „werden inhaftiert, entführt, verstümmelt und ermordet, ihre Kirchen werden niedergebrannt und ihre Häuser zerstört“.[8] Die in Wien ansässige Beobachtungsstelle für Intoleranz und Diskriminierung von Christen in Europa (Observatory on Intolerance and Discrimination against Christians) (OIDAC) beobachtet die Situation der Christen in Europa.[9] In ihrem Jahresbericht 2018 legten sie über 500 Fälle von Intoleranz gegen Christen in Europa vor.[10] Die Hilfsorganisation Kirche in Not erklärte das Jahr 2019 zu einem der blutigsten Jahre für Christen.[11]


Das letzte Gebet der Christen im Circus Maximus, Ölbild von Jean-Léon Gérôme (1863–1883)
Faithful unto Death, Ölbild von Herbert Schmalz (1888)
Christliche Märtyrer in Nagasaki – 17. Jh.