Coming Yesterday: Live at Salle Gaveau 2019 ist ein Jazzalbum von Martial Solal. Die am 23. Januar 2019 im Pariser Konzertsaal Salle Gaveau entstandenen Aufnahmen erschienen im Mai 2021 auf dem niederländischen Musiklabel Challenge Records im Vertrieb von In-Akustik. Am Ende dieses Solokonzerts hatte sich der damals 91-jährige Pianist entschieden, weitere öffentliche oder Studioauftritte aufzugeben.[1]
Mit dem Solokonzert im Pariser Salle Gaveau verabschiedete sich der Pianist Martial Solal von der Bühne, nachdem er bereits 2018 mit Histoires Improvises sein letztes Studioalbum veröffentlicht hatte. „Als ich die Bühne betrat, wusste ich noch nicht, dass ich mich nach diesem Konzert entscheiden würde, nicht mehr Klavier zu spielen“, erinnerte sich der Pianist.
Solal entschied sich nach diesem Konzert zum Aufhören, weil es wirklich alle seine Energie gefordert hatte: „Wenn die Energie nicht mehr da ist, hört man besser auf.“ Vom Repertoire her war es ein ziemlich typischer Solal-Abend:[2] Es waren Stücke aus seinem Repertoire, die er schon häufig interpretiert hatte, vor allem Jazzstandards wie „I Can’t Get Started“, „Tea for Two“, „Lover Man“, „My Funny Valentine“, „Have You Met Miss Jones“ von Rodgers und Hart, ein Duke-Ellington-Medley sowie auch zwei eigene Kompositionen, „Coming Yesterday“ und „Sir Jack“ – Solals „skuriller Blick“ auf das Kinderlied vom Meister Jakob.[2]
Im Salle Gaveau probierte Solal 2019 weitere Wege zur erkundenden Interpretation dieser Stücke aus. Vom Grashalm sprach Solal, der an jenem Abend gesät wurde, und dessen Wuchs er gern weiter verfolgt hätte. Dem stand jedoch sein absoluter Anspruch an das eigene künstlerische Schaffen entgegen. So kam er zum Eingeständnis: „Große Freiheiten erfordern viel Arbeit. Ich habe meinen Teil getan“.[2]
Nach Ansicht von Reinhard Köchl, der das Album in Jazz thing rezensierte, sei der Auftritt Solals weit mehr als Routine oder die Summe seiner Erfahrungen. Es sei beeindruckend, wie „einer mit über 91 noch so spielen [kann], derart flink in den Händen und im Kopf, die Rechte und Linke wie immer gleichberechtigt, ein Wasserfall an Ideen, ein begnadeter Verfremder des Bekannten, ein lebenslanger Modernist, der sich immer wieder bei der Tradition bedient“.[4]