Düsseldorfer Malerschule


Der Begriff Düsseldorfer Malerschule, auch Düsseldorfer Schule, bezeichnet das soziale und kreative Milieu sowie die Bildende Kunst einer Gruppe von Malern, die vor allem im 19. Jahrhundert – etwa von 1819 bis 1918[2] – an der Königlich-Preußischen Kunstakademie in Düsseldorf ausgebildet wurden, dort gelehrt, von Lehrern der Kunstakademie Privatunterricht genommen oder im nahen Umfeld der Kunstakademie gewirkt haben. In den Jahren 1828 bis 1837 war der Begriff von Romeo Maurenbrecher, August Hagen, Atanazy Raczyński, Friedrich von Uechtritz und Anton Fahne entwickelt und in die Publizistik eingeführt worden.[3][4][5][6] Von der weiteren kunsthistorischen Forschung wurde er übernommen und näher bestimmt. Die Düsseldorfer Malerschule entwickelte sich zu einem ortsunabhängigen Phänomen[7] und war nicht auf einen einheitlichen Stil beschränkt.

Die ersten Akademiedirektoren Peter von Cornelius und Wilhelm von Schadow prägten die anfänglich engere Ausrichtung der Lehranstalt im Sinne der Nazarenerbewegung und des Klassizismus. Die Themen, die sie nach der klassischen Genrehierarchie ordneten, umfassten die der Mythologie, des Christentums, wichtige historische Themen sowie die Landschaftsmalerei. In jener Zeit, die kulturgeschichtlich auch als Biedermeier bezeichnet wird, machte sich die Strömung der Romantik in Deutschland breit und hielt ihren Einzug in der Akademie. Unter dem Einfluss des Vormärz erweiterte sich das Programm der Akademie und ihres künstlerischen Umfeldes aber schon bald in der Breite weiterer Strömungen, so dass auch einer realistischen, gesellschaftskritischen Kunstauffassung sowie der Landschafts- und Genremalerei mehr Raum und Geltung zukamen. Unter den Bildthemen und Stilen der Malerschule sind „Historienmalerei, Landschaft, Genre und Stillleben in allen Facetten vertreten“, die in der „bürgerlich bestimmten Kunst des 19. Jahrhunderts eine Rolle gespielt haben“.[8]Durch Rezensionen, Veröffentlichungen und Ausstellungen, durch die Verbreitung der Werke über den internationalen Kunstmarkt, insbesondere nach London, Amsterdam, Brüssel, Paris, Chicago und New York, durch Reisen, weitverzweigte freundschaftliche und familiäre Verbindungen sowie durch die teilweise globalen schulischen und beruflichen Karrieren ihrer Protagonisten strahlte das Schaffen der Düsseldorfer Malerschule weit aus, vor allem im Zeitraum zwischen 1830 und 1870, durchaus aber auch in späteren Jahrzehnten des 19. Jahrhunderts. Weltweit gaben die in Düsseldorf geschulten Maler ihre künstlerischen Techniken, Haltungen, Lehrmethoden, Sujets, Topoi und Diskurse weiter, in anderen Kunstakademien und in den aufkommenden Künstlerkolonien. Insbesondere die Düsseldorfer Landschafts- und Genremalerei war viele Jahre führend und stilbildend.[9] Die internationale Reputation der Düsseldorfer Malerschule unter künstlerischen Bildungsstätten Deutschlands wurde erst wieder durch das Bauhaus übertroffen.[10]


Der Schadow-Kreis (Die Familie Bendemann und ihre Freunde), Gemeinschaftsarbeit von Eduard Bendemann (Zweiter oben links), Theodor Hildebrandt (Dritter oben links), Julius Hübner (unten rechts), Wilhelm von Schadow (rechts oben) und Karl Ferdinand Sohn (Erster oben links), 1830 in Rom begonnen, 1831 in Düsseldorf beendet[1] – Der Künstlerkreis um Schadow gilt als Ursprung der Düsseldorfer Malerschule.
Die alte Akademie in Düsseldorf von Andreas Achenbach, 1831 – Bis zum Brand der Akademie im Jahr 1872, dem in den Jahren 1875 bis 1879 ein Neubau der Kunstakademie Düsseldorf folgte, waren das Düsseldorfer Schloss und dessen Galeriegebäude das Zentrum der künstlerischen Ausbildung in Düsseldorf.
Wilhelm von Schadow, 1860, Königliches Museum der Schönen Künste Antwerpen – Schüler und Schwager Eduard Bendemann symbolisierte in diesem Bildnis die von Schadow begründete Malerschule durch ein Wandrelief mit der Allegorie eines Engels, der einen Baum pflanzt.
Doppelbildnis der Prinzen Friedrich von Preußen und Wilhelm zu Solms-Braunfels in Kürassieruniformen von Wilhelm von Schadow, 1830 – Prinz Friedrich war als Divisionskommandeur der höchste Vertreter des preußischen Königshauses in Düsseldorf. Wie seine Gattin galt er als äußerst kunstinteressiert. Seine Mittelalterbegeisterung machte ihn zu einem Anhänger der Ritter-, Burgen- und Rheinromantik des 19. Jahrhunderts. Er fungierte als Schirmherr des kulturellen Lebens der Stadt und der Rheinprovinz.
Die trauernden Juden im Exil von Eduard Bendemann, 1832 – Dieses biblische Motiv Bendemanns feierte zunächst große Erfolge, ehe es als typisches Beispiel für das „brütende Sentiment“ der Düsseldorfer Schule in die Kritik geriet.
Atelierszene, 1836 – In diesem satirischen Gruppenbildnis, das Studenten bei der Analyse einer Figurenpose in einem chaotisch anmutenden Atelier der Kunstakademie zeigt, nahm Johann Peter Hasenclever den hehren Idealismus und das „brütende Sentiment“ des Düsseldorfer Akademismus auf die Schippe, insbesondere die Theatralik der im gleichen Jahr von Carl Friedrich Lessing gemalten Hussitenpredigt.
Zug der Düsseldorfer Künstler, Karikatur von Andreas Achenbach, 1837
Auszug des Prinzen Rebensaft – Düsseldorfer Maler in Kostümen im Stil der Zeit des Dreißigjährigen Krieges auf dem Festzug vom 14. Juni 1851 zum Biwak an der „Fahnenburg[37]
Heitere Runde im Malkasten von Wilhelm Schreuer, um 1900