Darstellung des Herrn, lateinisch Praesentatio Jesu in Templo, auch Darbringung im Tempel, altertümlich Jesu Opferung im Tempel,[1] früher auch Mariä Reinigung, lateinisch Purificatio Beatae Mariae Virginis,[2] volkstümlich auch Mariä Lichtmess oder (veraltet) Unser Lieben Frauen Lichtweihe,[3] ist ein Fest, das am 2. Februar, dem vierzigsten Tag der Weihnachtszeit, begangen wird. In der Ostkirche heißt es Begegnung des Herrn (griechisch Ὑπαπαντὴ τοῦ Κυρίου Ypapanti tou Kyriou, kirchenslawisch сърѣтениıе господьн̑е).
Die Erzählung von der Darstellung Jesu, die sich an einen kurzen Hinweis auf dessen Beschneidung am achten Tag nach seiner Geburt (Lk 2,21 EU) anschließt, berichtet von zwei hier ineinander verwobenen Riten, die in Vorschriften des biblischen Buches Leviticus ihre Wurzeln haben. Die bei Lukas geschilderte Abfolge (Beschneidung – Reinigung der Frau – Heiligung der Erstgeburt) entspricht dem von der Tora vorgeschriebenen Zeitschema.
Nach dem biblischen Gesetz des Mose gilt die Frau nach der Geburt eines Knaben 40 Tage (sieben plus 33 Tage (Lev 12,2–4 EU)) und nach der Geburt eines Mädchens 80 Tage (14 plus 66 Tage (Lev 12,5 EU)) als unrein (Lev 12,1–8 EU). Zur Zeit des Tempelkultes hatte sie nach diesen Tagen als Reinigungsopfer einem Priester ein Schaf und eine Taube zu übergeben. Ärmere Menschen übergaben ersatzweise zwei Turteltauben oder andere Tauben (Lev 12,8 EU).[4]
Zudem wurde der erstgeborene Sohn in Erinnerung an die Pessach-Nacht als Eigentum Gottes angesehen (Ex 13,2.15 EU) und ihm im Tempel übergeben („dargestellt“), wo er durch ein Geldopfer (Num 18,16 EU) auszulösen war. Die Lukas-Erzählung von der Darstellung des Herrn berichtet von dieser Erstgeburtsweihe, nicht aber von der Auslösung, die im traditionellen Judentum immer noch praktiziert wird (Pidjon ha-Ben).