Mit der Emanzipationsproklamation (englisch Emancipation Proclamation) erklärte die Regierung Abraham Lincolns am 22. September 1862 die Abschaffung der Sklaverei in denjenigen Südstaaten, die nach deren Inkrafttreten am 1. Januar 1863 noch Teil der Konföderierten Staaten von Amerika waren. Auf Unionsstaaten hatte die Emanzipationsproklamation keine rechtlich bindende Wirkung.
Trotz dieser Einschränkung war diese Executive Order ein erster, entscheidender Schritt zur vollständigen Abschaffung der Sklaverei in den Vereinigten Staaten von Amerika.
Die Haltung der Union zu den Emanzipationsakten bildete sich seit Ausbruch des Krieges 1861 in mehreren Stufen. Nachdem die Unionstruppen begannen, Teile des Südens zu erobern, stellte sich die Frage, wie man mit dem Eigentum der Rebellen, darunter fielen auch Sklaven, umgehen sollte. Bis dato wurden Sklaven, die hinter Unionslinien flohen, von einigen Kommandanten mehr, von anderen weniger, als zu beschlagnahmendes Rebelleneigentum angesehen, das in den Dienst der Unionstruppen zu stellen sei. Um eine legitimative Vorgehensweise für diesen Sachverhalt zu schaffen, erließ der Kongress im August 1861 den ersten Konfiskationsakt (Confiscation Act). Dieser Akt autorisierte die Beschlagnahme allen rebellischen Eigentums, das Hilfe für die Rebellion leistete – inklusive Sklaven. Für Sklaven, die in den Konföderationstruppen kämpften, bedeutete dies, dass sie im Fall einer Gefangennahme bzw. eines Überlaufs als Kriegsgefangene mit entsprechenden Rechten angesehen wurden. Sklaven, die jedoch nicht im Krieg dienten, wurden von diesem Akt nicht erfasst. Zusätzlich sagte der Konfiskationsakt nichts über die Befreiung der Sklaven aus.
Lincoln, der zum einen aus Rücksicht auf die vier Sklavenstaaten in der Union, zum anderen wegen der Befürchtung seiner Wählerschaft, befreite Sklaven würden mit den weißen Arbeitern um Arbeitsplätze konkurrieren, argumentierte, dass das Eigentum der Südstaatler immer noch durch die Verfassung geschützt sei. Diese Haltung Lincolns führte zu Spannungen mit den radikalen Republikanern, die mit der Meinung des schwarzen Abolitionisten Frederick Douglass sympathisierten, dass ein Krieg gegen Sklavenhalter ohne die Bekriegung der Sklaverei an sich nur eine halbherzige Angelegenheit sei.
Nach dem Scheitern der Verhandlungen mit den Sklavenstaaten der Union über eine Entschädigung für die Befreiung ihrer Sklaven und nach einem entscheidenden Sieg seiner Truppen bei Antietam kam es im September 1862 zur Ausrufung der Emanzipationsakte, die zum 1. Januar 1863 alle Sklaven unter rebellischer Kontrolle für frei erklärte. Die knapp zweimonatige Vorwarnzeit sollte den Rebellenstaaten eine Möglichkeit bieten in die Union zurückzukehren – und womöglich somit ihre Sklaverei beizubehalten. Kein Rebellenstaat nahm dieses Angebot an.