Epitaph ist ein Jazz-Album von Charles Mingus, das postum 1989 aufgenommen und 1990 auf CD veröffentlicht wurde.
Die CD Epitaph ist die Aufnahme einer großorchestralen Suite, deren Noten im Nachlass des verstorbenen Jazz-Bassisten, Komponisten und Bandleaders Charles Mingus (* 1922, † 1979) von Andrew Homzy aufgefunden, von Gunther Schuller und Homzy rekonstruiert und am 3. Juni 1989 uraufgeführt wurde. 1990 wurden Studioaufnahmen mit dem gleichen Ensemble als Doppel-CD auf dem Label Columbia Records veröffentlicht (CBS 466631-2).
Die erste Aufführung von Teilen der Suite Epitaph, seiner groß angelegten Grabinschrift, die er sich selbst zu Lebzeiten komponierte, wurde für Charles Mingus zum großen Fiasko: Die vorgesehene Aufführung in der New Yorker Town Hall war von ihm als offene Aufnahmesitzung mit Probencharakter geplant gewesen. Entsprechend lief auch der Eintrittskartenverkauf. Dass dies Ärger geben würde, war eigentlich vorauszusehen.[1] Von seiner damaligen Plattenfirma United Artists war aber der Raum wie für ein reguläres Konzert gebucht worden. Schon die Vorbereitungen scheiterten: Der Zeitpunkt musste nach vorne verlegt werden, wodurch ein enormer Zeitdruck entstand. Mingus beschäftigte Melba Liston, Bob Hammer und Gene Roland mit der Orchestrierung.[2] Vor Beginn der Aufführung kopierten noch die Musiker die Noten. Und Mingus war über den Kartenverkauf so verärgert, dass er dem Publikum vor dem Beginn des Probenkonzerts empfahl, zur Kasse zur gehen und sich das Eintrittsgeld zurückgeben zu lassen. Ein Teil des Publikums tat das dann auch, als sie hörten, dass ihnen statt einem Konzert nur Proben geboten wurden.[3] Und die Bühnenarbeiter ließen noch während der Aufführung den Vorhang hinunter, um rechtzeitig nach Hause zu kommen.
Mingus´ Ambitionen gingen damals in einem großen Chaos unter; es wurde nur ein Teil der Suite aufgeführt, von dem zunächst wiederum nur ein Teil von den Produzenten George Wein und Alan Douglas ausgewählt und von der Plattenfirma United Artists auf LP veröffentlicht wurde. Erst 1994 wurden alle aufgenommenen Stücke auf CD veröffentlicht, wobei deutlich wird, dass die Aufnahmen mehr Substanz besitzen als die Schallplatte mit einer wenig glücklichen Auswahl erahnen ließ.
In Charles Mingus´ Nachlass fanden sich Teile des Manuskriptes voll widersprüchlicher Instruktionen. Der Dirigent, Komponist und Third-Stream-Theoretiker Gunther Schuller machte sich an die mühsame Restaurierung und Ergänzung der Aufzeichnungen. Dazu befragte er auch die mitwirkenden Musiker, die zum Teil schon 1962 mit dem Bandleader gespielt hatten, wie Clark Terry und Ernie Royal, der in der Partitur Anweisung bekommen hatte, beim Blasen an zu Hause zu denken ("How´s the family, Ernie?").