Feh


Feh bezeichnet das für Kleidungszwecke verwendete, graue Winterfell mit weißer Bauchseite des Eichhörnchens, insbesondere das der östlichen (sibirischen) Unterart.

Felle aus anderen Gegenden mit gleichem Charakter und ähnlichem Aussehen – dichtes Fell mit grauem Rücken und weißem Bauch – werden gegenüber dem Endverbraucher meist ebenfalls als Fehpelz angeboten. Rotbraune oder sonstige abweichende Varianten sollten mit ihrer Herkommensbezeichnung genannt werden, zum Beispiel „kanadisch Feh“. Die Verarbeitung der Rückenfelle und der Bauchfelle (Wammen) erfolgt meist getrennt, sie kommen in der Regel bereits je zu Tafeln vorkonfektioniert in den Großhandel.

Felle von Eichhörnchen, insbesondere grau-weiße nordischer Länder, waren nicht nur im Mittelalter sehr geschätzte Rauchwaren. In Zeiten der Kleiderordnungen war es ein Adel und Würdenträgern vorbehaltenes Pelzwerk. Das geringe Gewicht macht es besonders zur Verwendung für Innenfutter geeignet. Im Jahr 1851 wurde des Gewicht eines aus ganzen Fellen gearbeiteten Futters mit 25 englischen Ounces angegeben (ca. 700 Gramm).[1] Bei einer Einteilung der Tierpelze in die Feinheitsklassen seidig, fein, mittelfein, gröber und hart wird das besonders weiche Fehhaar als seidig eingestuft.[2]

Eichhörnchenhaare werden unter der Bezeichnung Fehhaar auch zu feinen Pinseln verarbeitet. Vorzugsweise wird der Schwanz, fachsprachlich „Schweif“, von russischen und kanadischen Eichhörnchen verwendet. Pinsel aus Fehhaar werden unter anderem als Rouge- und Puderpinsel, Aquarellpinsel oder als Anschießer zum Auftragen von Blattgold verwendet. Von Schweifdrehern zu danach üppiger aussehenden Schweifen verdrehte Fehschwänze waren einmal ein häufiger Artikel in der Pelzindustrie, aus dem von Kürschnern und darauf spezialisierten Fehschweifverarbeitern Kragen, Capes und andere Kleinteile hergestellt wurden.

In der Wappenkunde ist das Feh, vor Kürsch und Hermelin, die häufigste Variante heraldischen Pelzwerks – siehe dazu Feh (Heraldik).

Das Wort „Feh“, früher auch „Veh“ geschrieben, geht auf mittelhochdeutsch vēch zurück, was ein buntes Pelzwerk bedeutete,[3] vornehmlich vom Eichhörnchen, aber bis ins 17. Jh. auch vom Hermelin. Die Übertragung auf das sibirische Eichhörnchen im Besonderen ist frühmodern.[4] Das Wort ist abgeleitet von dem veralteten Adjektiv fech, feh, von althochdeutsch fēh („bunt, gefleckt“). Im Altfranzösischen entspricht semantisch vair, abgeleitet von lateinisch varius („verschieden“), das mit dem deutschen Feh aber nicht etymologisch verwandt ist.


Fehrückentafel
Fehrückentafel
Fehwammentafel „ganzfellig“
Fehwammentafel „ganzfellig“
Kathedrale von Chartres: Der Kürschner zeigt Kunden Fehwammenfutter (zwischen 1215 und 1240)
Schönwerk in der Manessischen Liederhandschrift (zwischen 1305 und 1340)
Kürschner Kunz Kälbermayr mit Fehwammenfuttern, oben unter Verwendung der Fehohren (Hausbuch der Mendelschen Zwölfbrüderstiftung, Nürnberg 1426–1549)
„rusapi“-braun eingefärbte Fehwammentafel
Herkommen der Fehsorten (Karte von 1903)
Autopelz aus Fehwamme und Astrachan (1921)
Mantel aus „Kanadisch Feh“ (ca. 1985?)
Chinesisches Fellkreuz aus Fehpfoten für einen Mantel (um 1900)
Zuschnitt eines Fehwammenfutters
(Grafik, 1883)