Finanzkrise


Finanzkrisen sind eine spezielle Form der Wirtschaftskrise und als krisenhafte Verwerfungen im Finanzsystem erkennbar, die durch plötzlich sinkende Vermögenswerte (z. B. durch Aktienkurse oder andere Börsenkurse – siehe Börsenkrach) und die Zahlungsunfähigkeit zahlreicher Unternehmen der Finanzwirtschaft und anderer Wirtschaftszweige gekennzeichnet sind und die die ökonomische Aktivität in einem oder mehreren Staaten beeinträchtigen.

Prinzipiell können Krisen nach ihren äußeren Erscheinungsform unterschieden werden, wobei häufig zwischen Bankenkrisen, Währungskrisen, Finanzsystemkrisen und Krisen, in denen ein Land oder einzelne Länder ihre Auslandsschulden nicht mehr bedienen können, unterschieden wird (Verschuldungskrisen).[1]

Gemäß der monetären Überinvestitionstheorie nach Friedrich August von Hayek und Knut Wicksell kommt es zu einem Anstieg der internen Verzinsung der Unternehmen, also des „natürlichen Zinssatzes“, etwa durch technischen Fortschritt, über den bestehenden Geldzinssatz. Auf dem Kapitalmarkt steigt die Nachfrage nach Krediten, um neue Investitionen zu finanzieren. Zunächst nährt die zusätzliche Liquidität den Aufschwung, in dessen Verlauf auch Investitionsprojekte mit niedrigeren (erwarteten) Renditen finanziert werden.[2]

Nach Hayek führt die größere Nachfrage nicht zu einem Anstieg der Zinssätze, weil die Banken die allgemeine Wirtschaftsbelebung als Anreiz verstehen, das Kreditangebot mit der Nachfrage auszuweiten. Erst mit zeitlicher Verzögerung passt sich der Geldzinssatz an den natürlichen Zinssatz an. Dann können sich Sachinvestitionen als überdimensioniert herausstellen. Investitionsprojekte, die zum bisherigen Geldzinssatz noch rentabel waren, werden abgebrochen. Die Strukturbereinigung zieht Unternehmen, Konsumenten und Finanzinstitute in den Strudel der Krise. Nach Wicksell müsste die Zentralbank rechtzeitig den Leitzins anheben, um der Überinvestitionskrise vorzubeugen.[2] Auch Hayek empfiehlt eine rechtzeitige Anhebung des Leitzinssatzes durch die Zentralbank, ohne dass aber dadurch die Finanzkrisen völlig vermieden werden können.[3] „Was die Krisenbewältigung betrifft, so gelingt diese, ganz grob gesprochen, nur durch einen Abbau der Überkapazitäten, also deren Liquidation. Die Handlungsempfehlung ist einfach: Nichtstun.“[4]

Die monetäre Überinvestitionstheorie war die dominierende Vorstellung in der Zeit um 1929. Der US-amerikanische Präsident Herbert Hoover folgte dieser Theorie in der Weltwirtschaftskrise der 1930er Jahre weitgehend (Hoover-Economics). Irving Fisher verglich diese mit einem Arzt, der bei einer Lungenentzündung „die Heilung der Natur überlassen“ würde.[4] Nach dem Platzen der Dotcom-Blase erlebte die zwischenzeitlich in Vergessenheit geratene monetäre Überinvestitionstheorie eine Renaissance.[4]


Der Verlauf des Dow Jones von Juli 1987 bis Januar 1988, siehe Schwarzer Montag
Menschenauflauf an der Wall Street kurz nach dem Schwarzen Donnerstag 1929
Asia (63 v. Chr.)
Broschüre von der Tulpenmanie in den Niederlanden, gedruckt 1637
Ein Bankansturm in New York im Jahr 1873