Flora Purim


Purim stammt aus einer musikalischen Familie, ihre Mutter war eine brasilianische Pianistin, die ihr die Liebe zur Jazz-Musik vermittelte. Der in Rumänien geborene jüdische Vater war Violinist und achtete auf eine Erziehung in klassischer Musik. Sie begann mit vier klassisches Piano zu lernen und mit zwölf akustische Gitarre. Mit einer (nach späterer Ausbildung) sechs Oktaven umfassenden Stimme begabt, trat sie aber auch als Sängerin auf. In Rio war sie Mitglied im Quartetto Novo neben Airto Moreira und Hermeto Pascoal und hatte sogar ein eigenes TV-Programm.

Purim ist mit Moreira, bei dem sie Percussion-Unterricht hatte, verheiratet und ging mit ihm 1967 in die Vereinigten Staaten nach New York City. Sie spielte mit Stan Getz (1969) und tourte später mit dem Gil-Evans-Orchester, wo sie mit Schlagzeugklängen experimentierte. Sie spielte auch mit Cannonball Adderley (The Happy People 1970, Lovers 1975).

In den 1970er Jahren wirkte sie mit Moreira in Chick Coreas Band Return to Forever mit, wodurch sie international bekannt wurde. 1973 stieg sie mit ihrem Mann Moreira wieder aus der Band aus, die ihnen zu sehr in Richtung elektronische Musik ging. Außerdem setzte Corea ihre Stimme überwiegend instrumental ein.

1973 erschien Purim erstes Solo-Album Butterfly Dreams, auf dem neben ihrem Ehemann auch Stanley Clarke und Joe Henderson mitspielten. 1974 gründete sie gemeinsam mit Moreira eine eigene Gruppe, in der unter anderem Kei Akagi spielte; sie präsentierte sich auf dem Montreux Jazz Festival 1974 mit einem (brasilianischen) Staraufgebot (500 Miles High).

1974/75 saß Purim wegen Drogen-Vorwürfen 18 Monate im Gefängnis. 1971 war bei einer Razzia in der Wohnung eines brasilianischen Freundes, bei dem sie wohnte, Kokain gefunden worden. Drei Jahre später erfolgte die Anklage und die Verurteilung (sie konnte gerade noch das Album Stories to Tell fertigstellen). Allerdings gab sie in einem Interview zu, 1969 bis 1974 drogenabhängig gewesen zu sein, nicht jedoch auf „harten Drogen“ (Jazz Podium 2005). Als Folge der Verurteilung stand sie zwölf Jahre unter Bewährung und konnte erst ab 1985 wieder ungehindert in die Vereinigten Staaten ein- und ausreisen. Die Zeit im Gefängnis Federal Correctional Institution, Terminal Island in Kalifornien nutzte sie, um Musik zu schreiben. Am 9. März 1975 gab sie dort ein Konzert unter anderem mit Cannonball Adderley, das von mehreren Radiosendern übertragen wurde. Während ihrer Inhaftierung kümmerte sich ihr Ehemann um die zwei Kinder.


Flora Purim (2007)
Flora Purim (1981)