Fossil


Ein Fossil (lateinisch fossilis ‚ausgegraben‘) ist jedes Zeugnis vergangenen Lebens der Erdgeschichte, das älter als 10.000 Jahre ist und sich somit einem geologischen Zeitalter vor dem Beginn des Holozäns zuordnen lässt.[1] Derartige erdgeschichtliche Dokumente können sowohl körperliche Überreste von Lebewesen (Körperfossilien) sein als auch Zeugnisse ihrer Aktivität (Spurenfossilien). Zum Beispiel werden auch versteinerte Trittsiegel und Exkremente (Koprolithe) zu den Fossilien gezählt. Die Entstehung von Fossilien nennt man Fossilisation. Die Erforschung der Fossilien erfolgt in erster Linie durch die Paläontologie.

Die Bezeichnung „Versteinerung“ oder veraltet „Petrefakt“ (lateinisch petra [von altgriechisch πέτρα] Stein, factum „gemacht“)[2] ist nicht gleichbedeutend, denn nicht jedes Fossil ist mineralisiert und liegt somit als eine Versteinerung vor.

Wissenschaftlich fundierten Schätzungen zufolge sind etwa eine Milliarde Tier- und Pflanzenarten seit dem Beginn des Phanerozoikums vor 541 Millionen Jahren entstanden und größtenteils wieder ausgestorben. Manche Schätzungen belaufen sich sogar auf 1,6 Milliarden. Weit unter ein Prozent dieses Artenreichtums ist fossil erhalten geblieben, nicht nur wegen der besonderen Umstände, die für die Fossilisation erforderlich sind, sondern auch, weil viele Fossilien im Laufe der Jahrmillionen infolge von Verwitterung, Erosion oder Gesteinsmetamorphose wieder zerstört wurden. Bis 1999 sind rund 250.000 fossile Arten wissenschaftlich beschrieben worden.[3]

Funde von in Gesteinen enthaltenen marinen Lebewesen auf dem Festland erregten bereits im Altertum und im Mittelalter von China bis Europa Aufmerksamkeit, und sie wurden von mehreren Gelehrten (u. a. Xenophanes, Eratosthenes, Leonardo da Vinci) richtig als Überreste von Organismen bzw. als Hinterlassenschaften einer einstigen Meeresbedeckung gedeutet. Hingegen wurden sie vom altgriechischen Philosophen Aristoteles und den auf seinen Lehren aufbauenden Scholastikern als Launen der Natur (Lusus naturae) betrachtet.[5][6]


Ammoniten („Ammonshörner“) gehören zu den bekanntesten und populärsten Fossilien. Hier ein Vertreter der Spezies Perisphinctes wartae aus dem Oberjura des Innersteberglandes (südliches Niedersachsen).
Fossile Zähne des eozänen Hais Otodus obliquus. Derartige Zähne wurden lange Zeit u. a. als Zungensteine (Glossopetrae) gedeutet und erst im 17. Jahrhundert richtig erkannt.[4] Da Haie lebenslang neue Zähne bilden (Revolvergebiss), gehören Haizähne zu den häufigsten Wirbeltierfunden, das knorpelige Haiskelett ist dagegen nur selten fossil erhalten.
Beispiel für ein Mikrofossil: Der Carapax eines Ostracoden der Art Juxilyocypris schwarzbachi aus dem Mittleren Pleistozän von Koblenz ist weniger als 1 mm lang, REM-Aufnahme.
Steinkern der Turmschnecke Campanile giganteum aus dem Eozän
Fossiles Skelett eines Ichthyosauriers aus dem Posidonienschiefer (Unterjura) Südwestdeutschlands
Abdruck der Rinde des Schuppenbaums Lepidodendron aculeatum aus dem Karbon von Südspanien
Mücke in Bernstein, Miozän der Dominikanischen Republik
Stromatolithe gehören zu den ältesten bekannten Fossilien. Sie stehen als passiv verkalkte Bakterienmatten zwischen Körper- und Spurenfossilien. Hier abgebildet ist der polierte Anschnitt eines geologisch eher jungen Exemplars aus dem Maastrichtium (Oberkreide) der bolivianischen Anden mit deutlich feinlagigem Aufbau.
Mehrere Exemplare des Spurenfossils Rhizocorallium aus dem Perm von New South Wales (Australien)
Der Trilobit Paradoxides ist ein typisches Fossil des mittleren Kambriums
Graptolithen in untersilurischem böhmischem Schwarzschiefer. Diese Fossilien kleiner planktonischer Meerestiere treten ausschließlich in ordovizischen und silurischen Sedimentgesteinen auf. Spiralförmige Graptolithen, wie links im Bild zu sehen (Größe des Exemplars ca. 1 cm), sind vor allem indikativ für das Silur, und diese spezielle Form, Spirograptus turriculatus, ist ein Leitfossil des obersten Untersilurs (Telychium).[22]
Prachtkäfer aus der Grube Messel mit Erhalt der ursprünglichen Strukturfarben
Nachbildung eines Fossils von Archaeopteryx („Berliner Exemplar“) zusammen mit einer Lebendrekonstruktion (unten links) im Naturhistorischen Museum von Genf.
Das dichte Muster aus Bohrspuren des rezenten Bohrringelwurmes Polydora ciliata in Kalkstein (Kattegat, westliche Ostsee) könnte für fossile Korallen gehalten werden.