Gotthold Ephraim Lessing (* 22. Januar 1729 in Kamenz, Markgraftum Oberlausitz; † 15. Februar 1781 in Braunschweig) war ein bedeutender Dichter der Aufklärung. Mit seinen Dramen und seinen theoretischen Schriften, die vor allem dem Toleranzgedanken verpflichtet sind, hat dieser Aufklärer der weiteren Entwicklung des Theaters einen wesentlichen Weg gewiesen und die öffentliche Wirkung von Literatur nachhaltig beeinflusst. Lessing ist der erste deutsche Dramatiker, dessen Werk bis heute ununterbrochen in den Theatern aufgeführt wird.
Gotthold Ephraim Lessing war das dritte Kind[1] und der zweitälteste Sohn des Kamenzer Archidiakons Johann Gottfried Lessing und seiner Frau Justina Salome (geb. Feller) (1703–1777).[2] Neun Geschwister folgten im Laufe der Jahre, jedoch überlebten nur sieben seiner Geschwister ihren ersten Lebenstag, sodass Gotthold letztendlich der älteste Sohn war. Am 24. Januar 1729 wurde er in der St. Marienkirche in Kamenz durch seinen Großvater Gottfried Feller getauft.[3]
Der Vater Johann Gottfried Lessing war ein Vertreter der lutherischen Orthodoxie. So bestimmten bei den Lessings, die bereits in der zweiten Generation zur Elite der Stadt gehörten, vor allem die Bibel, der Glaube und die Sorge um das materielle „tägliche Brot“ das Gespräch beim Essen.[4]
Lessings Vater unterrichtete seinen Sohn zunächst selbst, um ihn auf Schule und Universität vorzubereiten. Bereits im Alter von fünf Jahren war Lessing in der Lage, die Bibel und den von seinem Vater formulierten Katechismus zu lesen. Anschließend bekam er den Privatlehrer Christlob Mylius an die Seite gestellt, mit dem er auch bis über das Studium hinaus freundschaftlich verbunden blieb.
Als sich ihre Wege durch den Fortzug des Lehrers trennten, schickte sein Vater ihn in die öffentliche Lateinschule. Dort zeigte sich recht schnell, dass Lessing für sein Alter eine rasche Auffassungsgabe besaß und ein kluges Kind war.[5] Als der Unterricht der Lateinschule nicht mehr den intellektuellen Fähigkeiten des Schülers genügte, reichte Lessings Vater 1737 beim Kurfürsten ein Gesuch ein, den Sohn Gotthold Ephraim als „Alumnus mit einer freyen Kost-Stelle“[6] in der Fürstenschule St. Afra in Meißen aufzunehmen. 1741 bestand er die Aufnahmeprüfung in St. Afra hervorragend und erfüllte damit die vom Vater in ihn gesetzten Erwartungen.
Mit einem Stipendium der Familie von Carlowitz ausgestattet, wechselte er am 22. Juni 1741 an die Fürstenschule in Meißen, wo er sich nach anfänglichen Konflikten mit der Schulordnung in das Anstaltsleben einfügte und neben dem umfangreichen Lehrplan der Schule in den alten Sprachen Latein, Griechisch und Hebräisch nur wenig Zeit fand, sich mit der zeitgenössischen „schönen Literatur“, gar der deutschen, oder den modernen Zeitschriften zu beschäftigen. Erste schriftstellerische Versuche Lessings reichen in diese Zeit zurück. 1746 wurde Lessing vom Rektor Theophilus Grabener wegen seiner ausgezeichneten Leistungen vorzeitig entlassen.