Gravelrennen (von englisch Gravel für Schotter) sind Radrennen auf großteils unbefestigtem Untergrund.
Die Wurzeln der Gravelrennen reichen bis ins 19. Jahrhundert zurück, als bei der Erfindung des Fahrrades die meisten Straßen aus Kopfsteinpflaster und Schotter bestanden.[1] Auch die ersten Radrennen und die erste Austragung der Tour de France im Jahr 1903 führten größtenteils über Straßen aus Schotter. Im Zuge der Motorisierung und dem Ausbau asphaltierter Straßen, wechselte auch der Radsport auf den neuen Belag. Dennoch fuhren vereinzelte Fahrer gezielt weiter auf unbefestigten Straßen. Einer dieser Pioniere war der Brite Walter McGregor Robinson, der in der Zwischenkriegszeit in dem Journal Cycling über seine zahlreichen Ausfahrten auf unbefestigten Straßen schrieb.[2] Auch die Mitglieder des 1955 gegründeten Rough Stuff Fellowship mieden bei ihren Ausfahrten asphaltierte Straßen.[3] Neben den ersten Mountainbikes, die in den 1970er Jahren entwickelt wurden, nutzte man die sogenannten Touringbikes abseits der Straße.[4] In schwierigerem Gelände zeigten sich jedoch die Schwächen und Grenzen dieser Fahrräder. Besonders der Bike-Camping-Trend in den 1970er und 1980er Jahren hatte einen großen Einfluss auf die Entwickelung der modernen Gravelbikes.[5]
Die ersten Gravelrennen fanden gegen Ende des 20. Jahrhunderts statt. Als Inspiration diente in erster Linie das Straßenrennen Paris–Roubaix, das bis heute zu einem Großteil über Kopfsteinpflasterabschnitte (Pavé) führt, die den besonderen Reiz dieses Rennens ausmachen. In Anlehnung an das französische Radrennen, das den Beinamen Hölle des Nordens trägt, veranstaltete der Winchcombe Cycle Club im Jahr 1984 eine Ausfahrt unter dem Namen Hell of the North Cotswolds. Anstelle von Kopfsteinpflaster, nutzte man unbefestigte Straßen um die Besonderheit des Rennens zu replizieren.[6][2] Auch in Nordamerika wurden mit Paris to Ancaster, im Jahr 1994, und Barry Roubaix, im Jahr 2009, ähnliche Rennen veranstaltet. Während Paris to Ancaster als Hommage am gleichen Tag wie Paris–Roubaix stattfand, entstand Barry Roubaix aus einer langen Trainingsausfahrt, die als Vorbereitung auf die Cyclocross-Saison diente.[7] Die Nähe der ersten Gravelrennen zu den europäischen Straßenklassikern lässt sich auch an der Geschichte des Belgian Waffle Ride festmachen, das im Jahr 2011 erstmals ausgetragen wurde. Der Erfinder Michael Marckx wollte einen belgischen Klassiker im North San Diego County veranstalten und führte die Straßenfahrer über kaum befahrbare Schotterwege. Im Laufe der Jahre setzte sich aufgrund des Terrains das Gravelbike gegenüber dem Rennrad durch.[8]