Haar


Ein Haar (lateinisch pilus, capillus [Haupthaar], crinis, coma) ist ein langer Hornfaden, der auf der Haut von Säugetieren wächst. Haare bestehen im Wesentlichen aus Keratin. Alle Säugetiere tragen auf ihrer Haut zumindest teilweise Haare, die Schleimhäute sind immer unbehaart. Mit wenigen Ausnahmen (Handflächen, Fingerinnenseiten, Fußsohlen, Brustwarzen, Lippenrot) ist die gesamte äußere Haut des Menschen behaart. Bei der menschlichen Behaarung wird unterschieden in Kopfhaar, Barthaar und Körperhaar.

Die Bezeichnung mittelhochdeutsch, althochdeutsch hār, „Haar“, auch vom Tierfell gesagt, geht auf germ. *hēra- „Haar“ zurück, das zu der idg. Wurzel k̑er[s] „starren; rauh, struppig sein“ gehört.[1]

Neben dem hier behandelten Haar der Säugetiere gibt es eine Reihe haarähnlicher Strukturen, die umgangssprachlich oft ebenfalls als Haare oder als Härchen bezeichnet werden, so Pflanzenhaare Trichome, Setae die haarähnlichen Gebilde bei Gliederfüßern, Chaetae bei Ringelwürmern, Spatulae, die Hafthärchen an den Füßen von Geckos, Sensillen haarähnliche Sinnesorgane bei Gliederfüßern und einigen Reptilien, Zilien (insbesondere Kinozilien) Flimmerhärchen an Zellen und Stereozilien, haarähnliche Fortsätze an Sinneszellen (Haarzellen). Bei allen diesen genannten Strukturen handelt es sich aber nicht um echte Haare.

Die Behaarung ist die charakteristische Körperbedeckung aller Säugetierarten und wird meist als Fell oder Pelz bezeichnet (mit Haut: Balg). Bei einigen Arten oder in bestimmten Lebensabschnitten und Körperregionen werden jedoch kaum Haare gebildet. Man unterscheidet bei Tieren Fellhaare (Capilli, als Leit- und Grannenhaare), Borstenhaare (Setae), Wollhaare (Pili lanei) und Langhaare. Außerdem besitzen viele Säugetiere Vibrissen (Tasthaare). Daneben treten weitergebildete, verhornte Haare als Stacheln (z. B. beim Igel) auf.

Die äußerste Schicht, Cuticula oder Schuppenschicht genannt, besteht aus flachen, übereinandergreifenden, verhornten, abgestorbenen Zellen, ähnlich zur Haarspitze orientiert wie bei einem Tannenzapfen. Sie besteht aus sechs bis zehn solcher Zelllagen. Die Schuppenschicht zeigt den Gesundheitszustand des Haares an. Beim gesunden Haar liegt die Schuppenschicht flach an und ergibt so eine glatte, durchscheinende Oberfläche. Das Licht wird optimal reflektiert und ergibt so den gesunden Glanz des Haares. Alkalisches Milieu öffnet die Schuppen, saure Umgebung verschließt sie.


Ein Menschenhaar unter dem Mikroskop. Dicke etwas weniger als 0,1 mm, hell zeichnen sich C-förmige Schuppenkanten ab, die Haarwurzel liegt also rechts.
Schematischer Querschnitt durch die Haut mit Haarfollikel
Hierarchische Struktur von menschlichem Haar in Cortex und Cuticula
Schnitt durch die Haarzwiebel
Schnitt durch die Haarzwiebel
Schematischer Längsschnitt der Haarwurzel
Schematischer Längsschnitt der Haarwurzel
Schematische Darstellung von Disulfidbrücken innerhalb eines Keratinmoleküls; die α-helikale Struktur von Keratin ist zur Klarheit des Schemas nicht berücksichtigt.
San-Frau und Kind mit typischem Pfefferkornhaar
Nicht jeder kann so langes Haar bekommen wie Marianne Ernst (deutsches „Long hair Model“). Anfang März 2016 waren ihre Haare 174 cm lang. Haarlängen über einen Meter sind selten, weil die Lebensspanne eines Haares dafür sorgt, dass sie vorher ausfallen und das neue Haar in seiner Entwicklung wieder ganz von vorne anfängt.
1740 Ichs, Detailansicht