Hermelinfell


Der Artikel behandelt das Fell des Großen Wiesels (Hermelin) sowie das des Kleinen Wiesels (Wiesel).

Hermelinfell wurde seit dem frühesten Mittelalter als Bestandteil einer dem ritterlichen Stand und den Doktoren vorbehaltenen Kleidung verwendet. Das auch im übertragenen Sinn „reine Weiß“ des Hermelin-Winterfells hat dazu geführt, dass es durch Jahrhunderte als Symbol der Reinheit und Makellosigkeit ein Kennzeichen fürstlicher oder richterlicher Gewalt war. Bis heute ist der weiße Pelz mit den charakteristischen schwarzen Schwanztupfen Bestandteil manchen Krönungsornats.[1]

In der Heraldik spielt das Hermelin eine wesentliche Rolle, siehe Hermelin (Heraldik). Aus Asien kommen gelegentlich Tafeln aus Gelbbauchwieselfellen als „Pineweasel“ (englisch, wörtlich „Kiefernwiesel“) in den Handel. Chinesisches Wiesel und Japanisches Wiesel sind zulässige Handelsnamen für das Fell des Kolinsky, siehe dazu Kolinskyfell.

Das Hermelin oder Große Wiesel ist die am häufigsten verbreitete Wieselart. Es lebt in großen Teilen Eurasiens und in Nordamerika.

Der schlanke Körper hat eine Felllänge von 25 bis 32 cm, der Schweif ist 8 bis 10 cm lang. Die Schweifspitze des Großen Wiesel ist im Gegensatz zur Spitze des Kleinen Wiesels immer schwarz. Bei den europäisch-asiatischen Arten umfasst die Schweifspitze etwa ein Drittel der Schweiflänge, bei den nordamerikanischen Fellen ist sie erheblich kürzer.

Die Sommerfelle haben einen bräunlichen bis graurötlichen Rücken, die Seiten und der Kopf haben eine gelbliche bis reinweiße Unterwolle. Die Winterfelle sind weiß mit Schattierungen zwischen bläulichweiß und elfenbeinweiß. In den gemäßigten Zonen bleibt das Hermelin allerdings das ganze Jahr braun (Südengland, Irland, Südeuropa, südl. USA). Im Hohen Norden und im Hochgebirge behalten sie ihr Weiß, im Sommer ist es jedoch mehr grauweiß bis gelblichweiß.


Zwei Zunftwappen der Kürschner aus Schässburg/Siebenbürgen (18. Jahrhundert)
Papst Benedikt XVI. mit hermelinverbrämter Mozetta (2006)
Ein Hermelinfänger der Chanten (1790)
Felltafel einer seltener angebotenen Hermelin-Farbvariante
Links zwei Sommerhermelin-, rechts zwei Wieselfelle (Friesland, Niederlande, 1972)
Kürschnersortiment schwarzgefärbter, amerikanischer Hermelinfelle. Nicht reinweiße Felle werden meist gefärbt (2012)
Erzherzogskrone Österreichs, die ranghöchste Krone mit Hermelinbesatz
Originaltext (ca. 1905): „Zum garnieren von Hermelin oder mit Hermelin besetzten Sachen, lassen sich gefällige Motife aus Hermelin herstellen. Fig. I zeigt eine Frange als Abschluss einer Etole. Es werden Streifen aus Hermelin der Länge nach geschnitten und rund, ungefähr eine Schweifstärke, über eine Schnur verzogen. Dann werden diese Schnüre nach einem Muster auf ein Brett gesteckt, mit Knoten aus Seiden oder Genillenpassementerie befestigt und als Abschluss Schweife angenäth. Diese Knoten aus schwarzer oder weisser Passementerie dienen um die zusammengehefteten Stellen zu bedecken und gleichzeitig als Zierde. Fig. 2 + 3 sind als Garnitur für die Brust von Etolen oder Mänteln gedacht. Die Herstellung ist dieselbe. Fig. 4 + 5 sind als Besätze für Kleider (Brautkleider, Ball u. s. w.) bestimmt. Die Einfasstreifen sind einfach Pelz, die Vergitterung rund verzogen gedacht.“[7]
Eduard VII. in Krönungsrobe
Muttergottesstatue mit natürlichem Hermelinfell, La Guerche-de-Bretagne (Foto 2010)
Königin Elisabeth II. und Prinz Philip im Krönungsornat (1953)
Richter Ekoko Ben Duala (Kamerun, 2009)
Bildausschnitt
Hermelinschals „getupft“
Verarbeitungsbeispiel Mantel, rechts Muff und Schärpe in Flechtarbeit
Beim deutschen Pelzveredler: In der Ablage eine gefärbte und grotzierte chinesische Samtwieseltafel
Preis-Verzeichnis Heinrich Lomer, Leipzig, Winter 1913/1914
Nordamerikanische Wiesel- und Hermelinfelle (rund abgezogen, Lederseite außen). Maßskala in feet und inches (1906)