Hinduismus


Der Hinduismus, auch Sanatana Dharma (Sanskrit: सनातन धर्म sanātana dharma, für das ewige Gesetz) genannt, ist mit rund einer Milliarde Anhängern und einem Anteil von etwa 15 % der Weltbevölkerung nach dem Christentum (rund 31 %) und dem Islam (rund 23 %) die drittgrößte Religionsgruppe der Erde bzw. eher ein vielgestaltiger Religionskomplex. Seinen Ursprung hat er in Indien.[1] Anhänger des im Ausland häufig verkürzend als polytheistisch wahrgenommenen und in wissenschaftlichen Kreisen als henotheistisch kategorisierten Hinduismus werden Hindus genannt, wobei dieses Hyperonym in seiner Zusammenfassung mehr eine europäisch-kolonialistische Perspektive wiedergibt, als der historischen Entwicklung bzw. den Entwicklungslinien der differenten Religionen Indiens gerecht zu werden. Im Gegensatz zu anderen Religionen gibt es im Hinduismus keinen Religionsstifter, vielmehr entwickelten sich die religiösen Systeme Indiens über einen Zeitraum von ca. 3500 Jahren.

Der Hinduismus vereint in sich mithin grundsätzlich verschiedene Religionen, die sich teilweise mit gemeinsamen Traditionen überlagern und gegenseitig beeinflussen, in heiligen Schriften, Glaubenslehren, der Götterwelt und Ritualen aber Unterschiede aufweisen.[2] Axel Michaels vertritt dabei die These, dass diese verschiedenen Religionen und Gemeinschaften zumeist fünf Kriterien erfüllen: (a) ein räumlicher Bezug zu Südasien, (b) ähnliche Sozial- und Heiratsvorschriften (siehe Kastensystem), (c) dominierende vedisch-brahmanische Werte, (d) die Verehrung bestimmter Gottheiten und (e) ein zueinander identifikatorischer Habitus.[3]

Die meisten Hindus sehen entweder in Vishnu oder in Shiva den einzigen, allumfassenden und damit verehrungswürdigen Gott (Monolatrie). Die Strömung, die Brahma als den Einen Gott verehrte, ist im rezenten Hinduismus nur noch selten anzutreffen.

Eine weitere Strömung ist der Shaktismus. Hier wird insbesondere Shakti, die kosmische Energie, auch als göttliche Mutter vorgestellt. Sie manifestiert sich und wird verehrt in ihren Gestalten als Durga, Kali, Lakshmi, Sarasvati.

Weltweit gibt es nach einer Schätzung von 2010 etwa eine Milliarde Hindus, wovon rund 92 % in Indien leben, wo sie mit etwa 80 % der Bevölkerung die größte Religionsgruppe bilden. Das gilt auch für Nepal (81 %), die indonesische Provinz Bali (90 %, Indonesien gesamt 1,8 %) und Mauritius (49 %). Länder mit einem vergleichsweise signifikanten Anteil an Hindus sind außerdem Fidschi (30 %), Guyana (30 %), Bhutan (25 %), Suriname (22 %), Trinidad und Tobago (18 %), Sri Lanka (13 %), Bangladesch (9 %) und Malaysia (7 %). Die rund drei Millionen Hindus in Sri Lanka sind fast ausschließlich Tamilen. In Pakistan kam es nach der Teilung Indiens 1947 zu einem Bevölkerungsaustausch, bei dem fast alle Hindus nach Indien flohen. Der Anteil in Pakistan beträgt noch 1,5 %.


Das Om-Zeichen in der Devanagari-Schrift (ॐ) wird oft als Symbol des Hinduismus wahrgenommen.
Hinduismus nach Ländern
Der Indus, von dem sich das Wort „Hindu“ ableitet.
Mohenjo-Daro Siegel 420 (3. Jahrtausend v. Chr.); Darstellung wurde schon als Proto-Shiva identifiziert
Der Rigveda in Sanskrit, Handschrift aus dem 19. Jahrhundert
Schüler, der den Veda lernt
Brahmane beim Rezitieren
Personhafter Brahma lehrt Götter und Menschen
Buddha als Asket. Skulptur des 2./3. Jahrhunderts, British Museum
Durga-Tempel in Aihole mit Shikhara-Aufbau
Shankara mit Schülern (Gemälde von Raja Ravi Varma, 1904)
Besonders in Nordindien gibt es eine enge Verbindung zwischen dem Sufismus und der Nirguna-Bhakti
Samartha Ramdas (1608–1682) dessen Hauptanliegen die Verbreitung des Hinduismus in Indien war
Mahatma Gandhi, politischer und geistiger Anführer der indischen Unabhängigkeitsbewegung
Maharishi Mahesh Yogi zu Besuch in den USA 1979
Brahmanischer Priester
Manasa, eine Volks- und Schlangengöttin, die vor allem in Bengalen verehrt wird
Hinduistischer Guru (Bijoy Krishna Goswami)
Vishnu mit seinen zehn Avatars
Vishnu-Narayana
Vier Manuskripte der Bhagavad Gita aus dem 19. Jahrhundert
Krishna erteilt Arjuna eine philosophische Unterweisung auf dem mythologischen Schlachtfeld von Kurukshetra.
Szene aus der Ramayana (18. Jh.)
Moderne Darstellung Madhvas
Kultstatue Ramanujas
Darstellung des Rudra aus einem Lehrbuch des 19. Jahrhunderts
Navnath, Heiliger der Natha-Yogis
Devi Mahatmya auf Palmblättern (Palmblattmanuskript), Bihar oder Nepal, 11. Jahrhundert
Pilger beim Bad im Ganges in Varanasi
Vertreter der Vaishyas-Kaste, die aus Kaufleuten besteht; europäische Darstellung
Gruppe von „Unberührbaren“ in Bengaluru, Anfang 20. Jahrhundert
Der Kailasanatha-Tempel im Kanchipuram gilt als klassischer Tempel Südindiens (um 700 n. Chr.)