Wyandot


Mit Wyandot / Wyandotte (in den USA) oder Wyandot / Wendat bzw. Huronn(e) (in Kanada) bezeichnet man heute eine sich nach den Biberkriegen (zwischen 1640 und 1701) neu formierende indianische Stammesgruppe aus versprengten, überwiegend irokesisch-sprachigen sowie einigen kleineren Algonkin-Stämmen. Zuerst waren diese verbündeten Stämme als Huron Petun Nation bekannt, ab 1700 wurden die heutigen Bezeichnungen in den Vereinigten Staaten und Kanada üblich.

Unter der (historischen) Bezeichnung Huronn(e), Hurons, Huron People oder Huronen versteht man die „Wendat/Huronen-Konföderation“ (ca. 1420 bis ca. 1650) aus vier verbündeten Stämmen, die seitens der Franzosen auch als „Nationen“ bezeichnet wurden, was bedeutet, dass sie getrennte politische und territoriale Einheiten waren, mit ähnlichen Kulturen, einem gemeinsamen Ursprung in der fernen Vergangenheit und ähnlichen, aber nicht identischen Sprachen. Die „Wendat/Huronen-Konföderation“ entwickelte sich aus einem losen Verteidigungsbündnis gegen ihren gemeinsamen Feind, die fünf Haudenosaunee-Nationen oder Irokesen-Liga südlich des Ontariosee (Ontarïio’ – „Der See ist groß, schön, prächtig“). Sie sprachen eine der irokesischen Sprachen.

Um eine möglichst klare Trennung zwischen der historischen „Wendat/Huronen-Konföderation“ und den aus dieser teilweise hervorgegangen heutigen „Wyandot/Wendat“-Stämmen bzw. First Nations zu machen, wird im Artikel die Bezeichnung Huronn(e), Hurons, Huron People oder Huronen für die „Konföderation“ vor ihrer Vernichtung und Zerschlagung durch die Irokesen gebraucht (bis 1650) und die Bezeichnung Wyandot, Wyandotte nach der Neuorganisation (Ethnogenese) der einzelnen versprengten Stämme (ab 1700).

Die sprachlich-kulturell und politisch eng verbündeten Huronen, Petun (Tionontate) (im Südwesten), Neutrale (Attiwandaronon) (im Westen) und Wenro (östlichster Stamm der Neutrale, im Süden) nannten sich alle stammesübergreifend Wyandot oder Wendat („die Inselbewohner“) – wahrscheinlich hatten die dort lebenden Stämme den Eindruck, sie wohnten auf „Inseln“, da sie inmitten einer fluss- und seenreichen Landschaft fast stets von Wasser umgeben waren. Um sich innerhalb dieses Gebiets bewegen zu können, benutzten sie Birkenkanus.

Ihr Stammesgebiet nannten sie Wendake, dieses erstreckte sich (von Ost nach West) über ca. 880 km² im Süden Ontarios entlang der Südküste des Lake Simcoe (Ouentironk – „schönes Wasser“)[1], der Georgian Bay, der Nottawasaga Bay (Algonkin: „Irokesen an der Flussmündung“) und des nach ihnen benannten Lake Huron (Karegnondi – „Frischwasser-See“, „großer See“). Manchmal werden die Huronen und Petun daher als eine Stammesgruppe betrachtet und als Wendat-Tionontate oder Huron-Petun bezeichnet. Ebenso wird eine starke sprachliche Ähnlichkeit zwischen den Erie (Erieronon) und den „Wendat“-Völkern berichtet.


Wyandotte Nation
Huron-Langhaus (Rekonstruktion im Ojibwa-Museum in St. Ignace)