Der Begriff Hussitenkriege bezeichnet eine Reihe von Auseinandersetzungen und Schlachten in den Jahren 1419 bis 1436, ausgehend vom Gebiet des Königreichs Böhmen.
Unter dem Begriff Hussiten werden Anhänger mehrerer reformatorischer und revolutionärer Strömungen, die sich ab 1415 nach der Verbrennung des Theologen und Reformators Jan Hus herausbildeten, zusammengefasst.
In manchen böhmischen Städten spielten deutschsprachige Siedler eine große Rolle. Diese Siedler und deren Nachkommen stellten nicht selten die städtische Oberschicht, die Tschechen oft eher die Landbevölkerung. Zunächst wurden die westlichen Siedler wohlwollend betrachtet, weil man durchaus von ihnen lernen konnte und der alte böhmische Adel, der die ritterliche Kultur aus deutschsprachigen Ländern übernahm, schloss sich dem teilweise an. Dies alles änderte sich jedoch zur Wende des 14. Jahrhunderts. Der deutsche Zustrom erfuhr nun eine Stagnation und die tschechischen Böhmen emanzipierten sich allmählich. Das Fundament dabei bildete die tschechische Sprache. Sie verband die Bevölkerung untereinander und grenzte sie von den deutschen Siedlern und deren Nachkommen ab. Es entwickelte sich allmählich eine tschechische Identität. Dies machte sich unter anderem dadurch bemerkbar, dass die höfische Literatur, die vor allem aus dem deutschen Sprachraum kam, in die tschechische Sprache übersetzt wurde. Auch religiöse Texte wurden vermehrt übertragen. Diese Übersetzungen erfolgten durch den tschechischen Klerus, der als Vorreiter des aufkeimenden Nationalbewusstseins galt: „Wo immer es im 14. Jahrhundert in Böhmen soziale Spannungen gab, konnten diese leicht mit den Sprachunterschieden zwischen Menschen tschechischer und deutscher Zunge in Verbindung gebracht werden.“[1]
Durch den Stillstand der Einwanderung im beginnenden 14. Jahrhundert wuchs der tschechische Teil der Bevölkerung auch in den Städten. Dieser war es auch, der seine Abneigungen gegen Deutsche in gehobenen Positionen, beispielsweise in der Stadtverwaltung, richtete. Der Antagonismus zwischen tschechischer Unterschicht und deutscher Oberschicht zementierte sich. Auf deutscher Seite entwickelte sich zunehmend Misstrauen insbesondere gegen den niederen tschechischen Adel, der durch wachsendes Bildungsniveau immer häufiger kirchliche Ämter besetzte. Auch sahen die Deutschböhmen ihre Spitzenpositionen in der Stadt sowie Kirche bedroht.[2] Peter Hilsch hält fest, dass das nationale Bewusstsein der Tschechen aus dem Übergewicht der Deutschen in geistlichen Ämtern resultierte – einer Konkurrenzsituation.[3] Auch der böhmische König Wenzel förderte das nationale Bestreben in Böhmen. 1408 setzte er erstmals einen Prager Rat ein, der mehrheitlich aus Tschechen bestand.[4]