Die Industriebetriebslehre ist innerhalb der Betriebswirtschaftslehre eine spezielle Betriebslehre, die sich mit dem Wirtschaften, dem Aufbau, dem Ablauf und der Organisation von Betrieben der produzierenden Industrie und den damit zusammenhängenden Dienstleistungen befasst.
Erkenntnisobjekt der Industriebetriebslehre ist der Industriebetrieb, einem auf Massenproduktion von untereinander annähernd homogenen Gütern ausgerichteten Unternehmen, das mit Hilfe standardisierter Produktionsverfahren, Arbeitsteilung, Mechanisierung und Automatisierung Sachgüter herstellt. Schwerpunktmäßig untersucht sie die betrieblichen Funktionen Beschaffung, Produktionswirtschaft, Finanzierung und Marketing. Bei der Schnittstelle zwischen Beschaffung und Produktion konzentriert sie sich auf die Just-in-time-Produktion zwecks Minimierung der Kapitalbindung und des Lagerrisikos. Im Rahmen der Massenproduktion arbeitet sie die typischen Eigenschaften der Industrie heraus, die zu wachsenden Betriebsgrößen mit hohem Kapitalbedarf wegen hoher Anlagenintensität neigt (Großindustrie). Die Großindustrie weist gegenüber kleinen und mittleren Unternehmen einige Besonderheiten auf. Dazu gehören insbesondere Fragen der Organisation, Kostensenkungen durch das Gesetz der Massenproduktion, Skaleneffekte und Technologieorientierung. Der Betriebsgrößeneffekt erklärt sich dadurch, dass die Großindustrie potenziell insgesamt kostengünstiger zu produzieren in der Lage ist als kleine und mittlere Unternehmen.[1] Nach dem Gesetz der Massenproduktion wird der Fixkostenanteil bei zunehmender Kapazitätsauslastung pro Stück kleiner, es entstehen Größenvorteile. Wird durch die Erhöhung der Kapazität eine Kostensenkung erreicht, spricht man von Economies of Scale (statische Skaleneffekte).[2] Hohe Fixkosten erfordern eine Produktion in großen Mengen,[3] die in der Großindustrie eher wahrscheinlich ist. Die Großindustrie zieht oft größere Marktanteile und mehr Marktmacht auf sich, so dass sie auf einigen Märkten die Preisführerschaft übernehmen kann. Bei hoher Technologie-Orientierung ist auch die Technologieführerschaft industrietypisch.
Vorläuferin der heutigen Industriebetriebslehre ist die so genannte Fabrikbetriebslehre. Sie hatte eine starke Ähnlichkeit mit der technischen Betriebswissenschaft und ist ingenieurwissenschaftlich ausgerichtet. Daneben gab es auch eine Fabrikbetriebslehre mit betriebswirtschaftlichem Schwerpunkt. Diese befasste sich mit organisationstechnischen Fragen der Fabrik- und Büroorganisation und dem industriellen Rechnungswesen, d. h. der Betriebsbuchhaltung und später auch der Kostenrechnung.