James George Frazer


Sir James George Frazer (* 1. Januar 1854 in Glasgow; † 7. Mai 1941 in Cambridge) war ein schottischer Ethnologe und Klassischer Philologe. Er vertrat eine evolutionistisch orientierte Anthropologie[1] und gilt neben Edward B. Tylor und Émile Durkheim als Mitbegründer der Religionsethnologie.

Frazer war der Sohn des Apothekers Daniel Frazer und seiner Ehefrau Katherine, geborene Brown, beides Mitglieder der Free Church of Scotland. Er besuchte die Schule in Helensburgh und studierte ab 1869 an der Universität Glasgow, wo er seine Liebe zur klassischen Philologie entdeckte, sowie ab 1874 am Trinity College in Cambridge, wo er 1878 mit einer (erst 1930 veröffentlichten) Arbeit über die Platonische Ideenlehre promovierte. Anschließend studierte er Jura am Middle Temple ohne je zu praktizieren.

Bis auf einen kurzen Aufenthalt an der Universität Liverpool 1907–1908 arbeitete er zeitlebens am Trinity College, wo er 1879 ein Stipendium erhielt, das 1885, 1890, 1895 und schließlich lebenslang verlängert wurde. Im Winter 1883/84 lernte er William Robertson Smith kennen, der ihn zur Mitarbeit an der Encyclopaedia Britannica einlud. Frazer verfasste die Artikel Tabu und Totemismus, zwei Begriffe, um die sein Werk immer wieder kreisen sollte. Im April 1896 heiratete er die aus Frankreich stammende Witwe Lilly Grove (1854–1941; Geburtsname Elisabeth Johanna Adelsdorfer), die zwei Kinder, Lilly Mary Grove und Charles Grenville Grove, in die Ehe brachte. Im Laufe ihres Ehelebens übersetzte sie Frazers Werke ins Französische und setzte sich unermüdlich für die öffentliche Anerkennung der wissenschaftlichen Leistung ihres Ehemanns ein.

Die dritte Fassung von Frazers Goldenem Zweig (1928) wurde ein überraschender Verkaufserfolg, der ihn von seinen bisherigen materiellen Sorgen befreite. Nach wiederholt auftretenden Augenbeschwerden erblindete Frazer 1931 vollständig. So war er auf die Hilfe von Sekretären angewiesen, von denen Robert Angus Downie noch zu seinen Lebzeiten seine erste Biografie schrieb. Als er schließlich am 7. Mai 1941 starb, verschied auch seine Frau nur wenige Stunden nach ihm. Er ist zusammen mit seiner Frau auf dem Ascension Parish Burial Ground in Cambridge begraben.

Frazer empfing zahlreiche Ehrungen. 1914 wurde er zum Knight Bachelor erhoben, 1920 wurde ihm zu Ehren die Sir James George Frazer Memorial Lectureship in Social Anthropology an den Universitäten Oxford, Cambridge, Glasgow und Liverpool eingerichtet. 1910 wurde er zum Ehrenmitglied (Honorary Fellow) der Royal Society of Edinburgh gewählt.[2] Er war korrespondierendes Mitglied des Deutschen Archäologischen Instituts (ab 1901), der Preußischen Akademie der Wissenschaften (ab 1911)[3] und der Königlich-Niederländischen Akademie der Wissenschaften. 1902 wurde er zum Mitglied der British Academy gewählt.[4] Seit 1927 war er auswärtiges Mitglied (associé étranger) der Académie des Inscriptions et Belles-Lettres.


Sir James George Frazer (1933)
Sir James George Frazer von Antoine Bourdelle (Bronze, 1922)
The Golden Bough[5] (Gemälde von William Turner)