Jazzclubs der 52nd Street


Die legendären Jazzclubs der 52nd Street waren in den 1930er bis 1950er Jahren in New York City ein Mekka des Jazz, insbesondere des Bebop[1], so dass sie damals auch Swing Street, The Street that never sleeps oder Street of Jazz genannt wurde – manchmal reichte es auch den Taxifahrer anzuweisen zu The Street zu fahren.

Die 52nd Street liegt im Theater Distrikt von Midtown Manhattan südlich des Central Park. Die meisten Jazzclubs lagen dort zwischen der 5th und 7th Avenue (West 52nd Street), die die Straße senkrecht schneiden, nahe dem Broadway. Bereits in den 1920er Jahren, zur Zeit der Prohibition, in der die Straße voller Flüsterkneipen (Speakeasies) war, wurde hier Jazz gespielt. Nach der Depression eröffneten hier in den 1930er Jahren immer mehr Jazzclubs, die dann insbesondere in der Hoch-Zeit des Bebop ab Mitte der 1940er Jahre aus dem Boden schossen. Zahlreiche Jazzmusiker, die vorher am nahen Broadway oder in anderen Clubs gespielt hatten (auch das CBS-Studio lag in der Nähe, ebenso die Radio City Music Hall), kamen danach hier in den Clubs zusammen um miteinander bis in den frühen Morgen zu spielen. George Wein berichtet, wie er als 14-jähriger Jazzfan aus Boston nachts mit 15 Dollar in der Tasche die Clubs der 52nd Street abklapperte und für den Preis von einem Dollar für ein Ginger Ale den Musikern lauschte, oft mit wenig Publikum, was die Musiker aber nicht störte:

„Es war das größte Gefühl das man haben konnte, speziell um drei Uhr morgens. Halb schlafend und dann wieder wach. Du warst allein bis auf vielleicht drei oder vier Paare und meintest die Musiker spielten für dich.“

Die Musiker zogen von einem Club zum anderen und fühlten sich wie in einer Bruderschaft, in der sie in einer Straße die ganze Geschichte des Jazz spielen und hören konnten (so Shelly Manne). Ein beliebter Treffpunkt der Musiker und gleichzeitig Jobbörse war die nahe gelegene Bar Charlie’s Tavern.

Landesweit bekannt wurde die 52nd Street auch durch Live-Übertragungen aus den Clubs von Radio-Disc-Jockey Symphony Sid. Heute ist davon nichts mehr übriggeblieben. Die meisten Jazzclubs verschwanden bis Ende der 1960er Jahre (der letzte 1968), und in der Straße sind heute Banken und Läden. Der Niedergang begann aber Ende der 1940er Jahre, als immer mehr Strip-Lokale dort aufmachten.[2]

In den 1950er-Jahren konnten sich nur wenige Jazzclubs in Midtown-Manhattan länger halten, insbesondere das Birdland, das südlich der 52nd Street am Broadway gelegene Royal Roost (1945 gegründet, bekannt durch die Auftritte von Miles Davis 1948 mit den Birth of the Cool-Musikern), das Embers (161 East 54th Street, in dem vornehmlich Pianisten wie Marian McPartland spielten und das Treffpunkt vieler Broadway-Stars war) und das Basin Street (Broadway Ecke 51st Straße, später nach Umzug Basin Street East genannt). Die Jazzclubs konzentrierten sich ab den 1960er-Jahren in Greenwich Village (Village Vanguard, Five Spot, The Village Gate, Jazz Gallery).


Blick von der 6th Avenue auf die 52nd Street bei Nacht (Mai 1948). Fotografie von William P. Gottlieb
Ankündigung für das Erroll Garner Trio mit J. C. Heard und Oscar Pettiford am Three Deuces, ca. Juli 1948.
Fotografie von William P. Gottlieb
Wilbur De Paris vor dem Onyx, Juli 1947. Fotografie von William P. Gottlieb
Im Eingang des Downbeat stehen die Musiker Phil Moore (ganz links) und Art Tatum (ganz rechts)
Fotografie von William P. Gottlieb
Abe Most (links) mit Pete Ponti, Sid Jacobs und Jimmy Norton, Hickory House, New York, ca. Juni 1947.
Fotografie von William P. Gottlieb