Johannes der Täufer


Johannes der Täufer, lateinisch Ioannes Baptista (geboren etwa 5 v. Chr.; gestorben um 30 bzw. vor 36 n. Chr.), war ein jüdischer Bußprediger, der um 28 n. Chr. in Galiläa und Judäa auftrat. Er wirkte im palästinischen Judentum und hatte auch in der jüdischen Diaspora Anhänger. Seine Historizität wurde teils auch bestritten, wird aber nach heute vorherrschender Ansicht durch den jüdischen Geschichtsschreiber Flavius Josephus bestätigt.

Johannes wird im von Urchristen in griechischer Sprache verfassten Neuen Testament als Prophet der Endzeit mit eigener Anhängerschaft und Wegbereiter Jesu Christi dargestellt. Im Anschluss daran verehren ihn viele Kirchen als Heiligen. Die Mandäer führten ihre Religion auf ihn zurück und sehen ihn als ihren wichtigsten Reformator. Im Koran, der heiligen Schrift des Islam, ist Johannes der drittletzte Prophet vor ʿĪsā ibn Maryam (Jesus) und Mohammed (Sure 3,39).

Quellen für mögliche Informationen zu Johannes dem Täufer sind die vier Evangelien des NT, die Apostelgeschichte des Lukas und der Abschnitt Antiquitates Judaicae XVIII 5, 2 von Flavius Josephus.[1] Ihre Darstellungen unterscheiden sich stark und spiegeln Aussageabsichten der Verfasser wider:

Nach Lk 1,13 EU bekam Johannes seinen Vornamen aufgrund des Auftrags des Engels Gabriel an seinen Vater Zacharias. Dem leisteten Zacharias und Elisabet Folge, obwohl die Nachbarn und Verwandten den neugeborenen Jungen nach seinem Vater benennen wollten (Lk 1,59–63 EU).

Der Name Johannes, altgriechisch Ἰωάννης Iōánnēs, geht auf den in der Antike verbreiteten hebräischen Vornamen יֹוחָנָן jôḥānān zurück[4] und bedeutet „der Herr ist gnädig“.[5]

Bereits im Neuen Testament wird sein Name wiederholt mit dem Beinamen „der Täufer“, altgriechisch Ἰωάννης ὁ βαπτιστής Iōánnēs ho Baptistḗs, genannt (Mt 3,1 EU u. ö.), eine Formulierung, die auch Josephus nutzt.[1] Lediglich in Mk 6,14 EU wird der Beiname als Partizip Ἰωάννης ὁ βαπτίζων Iōánnēs ho Baptízōn, „Johannes, der Taufende“ verwendet. Die Vulgata gibt seinen Namen als Ioannes Baptista wieder.


Mosaik Johannes’ des Täufers mit der Inschrift Ό άγιος Ιω[άννης] ό Πρόδρομος („der heilige Johannes der Vorläufer“) in der Hagia Sophia in Istanbul, 12. Jhd.
Die Taufe Christi, französische Miniatur, um 1165 (Gemäldegalerie der Staatlichen Museen zu Berlin)
Taufe Christi, kappadokisches Fresko, 12. Jhd.
Hl. Johannes der Täufer von Hans Multscher, um 1459 (Bayerisches Nationalmuseum, München)
Johannes d.T. mit Engelsflügeln und 18 Szenen aus seinem Leben. Schule von Nischni Nowgorod, 16. Jhd.
Statue Johannes’ des Täufers unterhalb des Papstaltares in der ihm geweihten Lateranbasilika, 18. Jhd.
Elisabeth stillt den neugeborenen Johannes, Klosterneuburger Evangelienwerk, ca. 1340
Judäa, Samaria, Galiläa und Peräa zur Zeit des Herodes, Klientelkönig von ca. 39 v. Chr. bis 4 v. Chr.
Johannes d. T. in der Wüste, Gemälde des Berner Nelkenmeisters, um 1490 (Kunsthaus Zürich)
Taufe Christi, Joachim Patinir, um 1515 (Kunsthistorisches Museum Wien)
Gefangennahme des Täufers, Bronzerelief von Lorenzo Ghiberti, 1427, Florenz
Enthauptung des Täufers, Radierung von Rembrandt, um 1640 (Metropolitan Museum of Art, New York)
Schrein Johannes’ des Täufers in der Umayyaden-Moschee in Damaskus
Johannes der Täufer (Wüstenengel) mit dem im Kelch liegenden Christuskind, russische Ikone von 1620
Johannes der Täufer im Wappen von Künzelsau
Kopfreliquie in Amiens