Das Königreich Navarra (spanisch Reino de Navarra, französisch Royaume de Navarre) entstand um das Jahr 824 im westlichen Pyrenäenraum. Nach dem Namen ihrer Residenzstadt führten die ersten Könige Navarras zunächst den Titel „König von Pamplona“. Erst Sancho VI. nannte sich „König von Navarra“ (1162). 1512 zerfiel es in einen nach Spanien und einen nach Frankreich orientierten Teil: Ober-Navarra (spanisch Alta Navarra) und Nieder-Navarra (französisch Basse-Navarre). Nieder-Navarra wurde 1620 mit dem Königreich Frankreich vereint, während Ober-Navarra 1841 als Provinz im spanischen Zentralstaat aufging.
Das Gebiet des späteren Navarra war als Land der Basken während der westgotischen Herrschaft im 5. bis 8. Jahrhundert aufgrund seiner isolierten Gebirgslage weitgehend unabhängig, jedoch ohne einheitliche staatliche Organisation.[1] Nach der arabischen Invasion der Iberischen Halbinsel 711 kam es zunächst unter maurische Herrschaft. Anfang des 9. Jahrhunderts gründete das Frankenreich südlich des Pyrenäenkamms mehrere Grafschaften (Spanische Mark) als vorgeschobene Verteidigungslinie gegen die Mauren. So geriet auch das Gebiet um die Stadt Pamplona unter fränkischen Einfluss. Um 816 gelang es der einheimischen christlichen Adelsfamilie Arista mit Unterstützung des ursprünglich ebenfalls christlichen, zum Islam konvertierten Adelsgeschlechts der Banu Qasi, den fränkischen Statthalter zu vertreiben. Als 824 auch ein maurisches Heer geschlagen wurde, war dies die Geburtsstunde des Königreiches Pamplona und Íñigo Arista gilt als dessen erster König. In den folgenden zwei Jahrhunderten musste sich das Königreich häufiger Angriffe der Mauren erwehren, konnte seine Unabhängigkeit jedoch verteidigen.
Nach dem Tod des letzten Herrschers aus dem Haus Arista, Fortún Garcés († 905), ergriff Sancho Garcés, der Ehemann von Fortúns Enkelin, die Macht und etablierte das Haus Jiménez als neue Herrscherdynastie des Königreichs. Er ging als Sancho I. in die Geschichte ein. Sein Nachfolger, García I., erwarb 925 durch Heirat die Grafschaft Aragón. Im Jahr 934 verwüstete eine Armee des Kalifen Abd ar-Rahman III. Teile Navarras, doch bereits 70 Jahre später erlebte es unter Sancho III. (1000–1035) den Höhepunkt seiner Machtentfaltung; dieser eroberte um 1020 die östlich angrenzenden Pyrenäen-Grafschaften Sobrarbe und Ribagorza und wurde im Jahr 1029 Graf von Kastilien. Damit stieg er zum mächtigsten christlichen Herrscher der Iberischen Halbinsel auf.
In seinem Testament teilte Sancho III. sein Herrschaftsgebiet unter seinen Söhnen auf: García III. wurde König von Pamplona und Ramiro I. erster König von Aragón, während Gonzalo die Grafschaften Sobrarbe und Ribagorza und Ferdinand die Grafschaft Kastilien erhielt. Ferdinand konnte wenig später auch die Herrschaft über das westlich gelegene Königreich León erringen und wurde somit erster König eines vereinigten Kastilien-León.