Karien (altgriechisch Καρία Karía, lateinisch Caria) ist eine antike Landschaft im Südwesten Kleinasiens in der heutigen Türkei und war im Altertum ein selbständiges Königreich. Als Randgebiet im Osten der griechischen Welt, das vielfältigen und unterschiedlichen Kultureinflüssen ausgesetzt war, zeichnet sich Karien als ein Mischkulturgebiet aus.
Der Begriff Karia leitet sich etymologisch aus dem Hethitischen ab und bedeutet „Land der Karer“ (zu diesem Volk siehe Karer). Karia war jedoch nicht nur eine Bezeichnung für das Land, welches das karische Volk jeweils besetzte, sondern auch für andere griechische Ortschaften, so zum Beispiel für die östliche Burg von Megara.[1]
Die Region bestand zum größten Teil aus Berg- und Hügelland, in dem es nur vereinzelt Ebenen gab. Diese Gebirge waren von kleineren Flüssen durchzogen, deren wichtigster der Mäander und dessen Zuflüsse Marsyas und Harpasos waren. Im Südosten verliefen zudem der Xanthos und der Indos. Die Küste war ebenfalls sehr gebirgig, während sich die wenigen Ebenen auf die Flussmündungen beschränkten. Dies sorgte für einen erschwerten Zugang zum Landesinneren. Der Küste waren auch zahlreiche Inseln vorgelagert, deren wichtigste Pharmakussa, Patmos, Lepsia, Leros, Kalymna, Kos, Nisyros, Telos, Chalkia, Syme, Rhodos und Rhodussa waren. Wegen der sehr zerklüfteten Landschaft entwickelten sich zunächst nur isolierte kleinere Dörfer und erst später größere Städte. Die bedeutendsten Siedlungen waren im Verlauf der Jahrhunderte Priene, Myus, Herakleia, Milet, Bargylia, Myndos, Halikarnassos, Knidos, Daidala, Magnesia, Tralleis, Nysa, Alabanda, Stratonikeia, Mylasa, Labraunda, Kaunos, Keramos und Aphrodisias.[2] Im Norden grenzte die Region an Lydien, wobei das Gebirge Messogis wahrscheinlich die Grenze darstellte. Im Osten lag Phrygien und im Süden Lykien.
In den Bergen war Landwirtschaft nicht im größeren Stil möglich. Sie beschränkte sich daher auf die wenigen Ebenen und Flussmündungen. Dort wurde Getreide, Wein und Öl angebaut sowie Viehzucht betrieben.[3] Die Region war jedoch von großer Bedeutung für den Handel. In der Mäanderebene an der Küste war der Endpunkt einer Verkehrsstraße aus dem Landesinneren, die sich entlang des Flusslaufes etabliert hatte. Entlang der Küste verlief daneben eine große Seestraße, die den Orient mit dem Ägäischen Meer verband und von der vor allem die Küstenstädte profitierten.[4]