Karneol


Karneol (von mittellateinisch carneolus) ist eine undurchsichtige bis schwach durchscheinende, zweifarbig rot-weiß bis orange-weiß gebänderte Varietät des Chalcedons. Er besteht somit aus Quarz in faseriger Form, dessen feinkristalline Struktur erst unter dem Mikroskop sichtbar wird.

Alle roten Farbtöne von dunkelrot über fleisch- und hellrot bis beinahe rosa kommen vor. Ebenso sind Farbabweichungen in Richtung Gelborange und Übergänge zum braunen Sardonyx möglich. Es gibt sowohl einfarbige, gestreifte wie auch gefleckte und gewolkte Exemplare. Am höchsten geschätzt werden Karneole, die beim Durchblicken feurig rot, beim Blick auf die Oberfläche aber schwärzlich rot erscheinen.

Ihre Farbe verdanken die Karneole dem Element Eisen, das in Form von Eisenoxid oder Eisenhydroxid in verschiedenen Mengen im Karneol auftritt. Entsprechend fällt die Farbe aus: Das Oxid des dreiwertigen Eisens (Fe2O3) färbt den Stein rot, sein Hydroxid (Fe(OH)3) färbt ihn braun. Bei Karneolen aus Indien hat die Sonnenhitze, der man die Rohsteine aussetzte, das Eisenhydroxid in Eisenoxid umgewandelt und somit zu der begehrten roten Farbe beigetragen.

Karneole lassen sich durch Hitze dauerhaft farblich zum Rot hin verändern. Es ist eine komplizierte und Vorsicht erfordernde, aber seit dem Altertum bekannte Kunst unter anderem bei den Etruskern und Phrygern.

Die Herkunft der Bezeichnung Karneol ist nicht eindeutig. Die lateinische Bezeichnung im Mittelalter war corneolus, die schon allgemein vom Jahre 1078 an verwendet wurde. Später wurde der Stein auch cornelius genannt. So heißt es im 13. Jahrhundert bei Albertus Magnus: „corneolus, quem quidam cornelium dicunt“ (= „corneolus, den man auch cornelium nennt“).

In der Physica, dem lateinisch abgefassten medizinischen Werk der Hildegard von Bingen (1098–1179), wird der Stein cornelius oder ähnlich genannt. In der so genannten Pariser Handschrift der Physica aus den Jahren 1425–1450 ist das Kapitel 4–23 über den Karneol überschrieben mit De Cornelione. Wie es dort heißt, sei der Stein „wegen seiner Farbe nach der Kornelkirsche benannt“ worden.


Getrommelter“ Karneol aus Botswana
Siegelring Ramses II. und seiner Frau Nefertari, Gold und Karneol
moderne Karneolgemme