Die Karwoche (ahd. kara ‚Klage‘, ‚Kummer‘, ‚Trauer‘; früher: Charwoche, auch: Stille Woche[1]) ist im christlichen Kirchenjahr die letzte Woche der Fasten- oder Passionszeit und damit die Woche vor Ostern.
In weiteren Sprachen, Kirchen oder Konfessionen wie in der Liturgie der römisch-katholischen Kirche wird der Zeitraum – allerdings unter Einschluss der Osterfeier – als Heilige Woche bezeichnet; im Anglikanismus Holy Week.[2] In den christlich-orthodoxen Kirchen wird auch von der Großen Woche oder Großen Heiligen Woche gesprochen, die sich traditionell durch strenges Fasten mit anschließendem Fastenbrechen zu Ostern auszeichnet.
Die Namen der ersten drei Tage, die dem Palmsonntag folgen, haben mehrere Varianten (Karmontag oder Blauer Montag; Gelber, Blauer, schiefer Dienstag, auch Kar- oder Eierdienstag; Guter oder Großer, Weißer, krummer, schiefer Mittwoch, selten Kar- oder Platzmittwoch), gefolgt von Gründonnerstag, Karfreitag, Karsamstag und schließlich Ostersonntag.[3][4][5]
Der Begriff leitet sich im Deutschen von Karfreitag (mhd. karvrītac; häufiger auch kartac) ab. Das Kompositum ist eine Bildung mit im Neuhochdeutschen untergegangenem ahd. kara (9. Jahrhundert), mhd. kar ‚Trauer, Wehklage‘, asächs. kara ‚Sorge, Klage‘, aengl. caru, cearu, engl. care ‚Sorge, Kummer‘. Im Altnordischen bedeutet kǫr ‚Bett‘, besonders ‚Krankenbett‘, poetisch auch ‚Kummer, Schmerz‘, got. kara ‚Sorge‘ (germ. *karō).[6] Im heutigen Deutsch wird noch das Wort karg aus ahd. karag, mhd. karc verwendet (etwa in wortkarg). Im Englischen wird die Karwoche im Sinne der Heiligen Woche als Holy Week, italienisch settimana santa, französisch semaine sainte[7], spanisch semana santa oder niederländisch als Goede Week[8] („Gute Woche“) bezeichnet. Damit ist die deutsche Bezeichnung eine sprachliche Besonderheit in Hinsicht der europäisch geprägten Weltsprachen.
Die Karwoche beginnt am Palmsonntag mit der Erinnerung an den Einzug Jesu in Jerusalem und umfasst außerdem die stillen Tage Montag bis Mittwoch. Es folgen am Abend des Gründonnerstags das Gedächtnis der Einsetzung der Eucharistie beim letzten Abendmahl sowie am Karfreitag die Feier vom Leiden und Sterben Jesu. Der Karsamstag gilt als Tag der Grabesruhe Jesu Christi. Die Karwoche mündet in die Feier der Osternacht.
Die Bezeichnung Karwoche ist ein traditioneller Begriff aus dem deutschsprachigen Raum. In anderen Sprachen sowie in der römisch-katholischen Liturgie spricht man demgegenüber von der „großen“ oder heiligen Woche (lateinisch Hebdomada sancta, von griechisch ἑβδομάς), die – anders als die Karwoche – den mit der Feier der Osternacht beginnenden Ostersonntag einschließt und dem theologischen Gedanken der Einheit von Leiden und Kreuzestod Christi und seiner Auferstehung von den Toten (Pascha-Mysterium) Rechnung trägt.