Katharer


Der Begriff Katharer (wörtlich „die Reinen“, von griechisch καθαρός, katharós „rein“) steht für die Anhänger der bekanntesten und radikalsten heterodoxen Strömung des mittelalterlichen Christentums,[2] die vom 12. bis zum 14. Jahrhundert vornehmlich im Süden Frankreichs sowie in Italien, Spanien und Deutschland verbreitet war. Zuweilen werden sie auch Albigenser (gelegentlich auch: Albingenser) nach der südfranzösischen Stadt Albi genannt. Die Katharer bauten nie ein einheitliches Lehrsystem aus. Lediglich ein radikaler Dualismus war allen Gruppen eigen. Ihre Lebensweise war durch antiklerikale, asketische und das Eigentum zurückweisende Haltungen gekennzeichnet. Im Zuge des Albigenserkreuzzugs und weiterer Feldzüge sowie durch die Inquisition wurden die Katharer als Häretiker verfolgt und gelten mit dem Jahr 1400 als vernichtet.

Die Ableitung des Namens ‚Katharer‘ vom griechischen καθαρός (katharós, „rein“)[3] ist heute umstritten, da man festgestellt hat, dass sich die Katharer selbst niemals so genannt haben.

Der Begriff Katharer war für die alte Kirche ursprünglich nicht unbedingt ein negatives Ketzernomen, da sich die Anhänger der spätantiken Bewegung der Novatianer als katharoi (die Reinen) bezeichneten und ihr Namenspatron Novatian wesentlichen Einfluss auf die Trinitätstheologie des Westens ausgeübt hatte.

Den Namen Katharer erhielt die Bewegung 1163[4] erst von dem deutschen Mönch Eckbert von Schönau, der dazu drei Ketzergruppen der alten Kirche zusammenfügte:

Ausgehend von Eckbert von Schönau ging der Name Katharer in die Literatur ein. Die Rezeption des Namens erfolgte über die deutsche Forschung und Häresiegeschichte und wurde so zum Allgemeingut. Später kennzeichnete der Frühscholastiker Alanus ab Insulis die Katharer als obszöne Katzenküsser und damit als Teufelsdiener, wobei er vom lateinischen catus oder cattus („Katze“) ableitend behauptete,[5] dass „sie, wie man sich erzählt, das Hinterteil einer Katze küssen, in deren Gestalt ihnen Luzifer erscheint“. Damit gab es vier Eckpunkte, die fortan zur Kennzeichnung der Katharer in der kirchlichen Polemik dienten: Kirchenspalter, Dualisten, Frauenfreunde und Teufelsdiener.

In Italien nannte man sie Pateriner oder Patarener[6] und in Nordfrankreich hießen sie phili/les und bougres, letzteres heißt „Bulgaren“ (was zum Synonym für einen Zoophilen wurde). In Okzitanien nannte man sie tesseyres („Weber“) aufgrund des Handwerks, das sie mit Vorliebe ausübten.


Der heilige Dominikus und die Albigenser in Albi (1207): Katholische und katharische Schriften werden ins Feuer geworfen, doch nur letztere verbrennen (Pedro Berruguete, um 1495).[1]
Carcassonne, ehemalige Katharerhochburg in Okzitanien
1209 wurden Katharer aus Carcassonne vertrieben.
Blick auf die Ruinen der Burg Montségur
Gedenkstein bei Montségur