Kirchweih


Die Kirchweih bzw. das Kirchweihfest, in Deutschland meist mit regionalen Bezeichnungen wie Kirmes, Kirwa, Kerwe, Kerwa, Kurwa, Kärwa, Kirb, Kerb, Kerm oder Kilbi bezeichnet, in Österreich, Südtirol und Altbayern Kirta(g), Kischta oder Kirchtag, schweizerhochdeutsch Kilbi oder Chilbi, banatschwäbisch Kerweih, wird seit dem Mittelalter als Fest anlässlich der jährlichen Wiederkehr des Tages der Weihe einer Kirche gefeiert. Der Tag der Kirchweihe hat in der jeweiligen Kirche den Rang eines Hochfests.

Wegen der weiten Verbreitung von Kirchweihfesten und ihrer jeweiligen lokalen Besonderheiten haben sich in den regionalen Dialekten verschiedene Bezeichnungen für die Kirchweih (teilweise auch auf der Basis von Kirchmess und Kirchtag) eingebürgert:

Hinweis: In der Schweiz hat sich der Begriff Chilbi vielfach vollständig von der Kirchweih losgelöst und ist verbreitet das gewöhnliche Wort für „Jahrmarkt“. Im Kanton Freiburg wird Chilbi (französisch Bénichon) im Herbst als Abschluss der Ernte gefeiert. Diese Feiern werden oft mit dem traditionellen Chilbiessen, zu dem der Chilbisenf (französisch: Moutarde de Bénichon) und das Safranbrot (französisch: Cuchaule, eine Art Brioche) nicht fehlen dürfen, entweder im familiären Kreis oder im Restaurant gefeiert. Die Termine, an denen Restaurants das Chilbiessen anbieten, sind von Gemeinde zu Gemeinde verschieden, finden aber gewöhnlich an einem Sonntag zwischen September und November statt.

Das Kirchweihfest ist grundsätzlich der Jahrestag der Konsekration der Kirche; das Fest kann aber auch durch bischöfliches Dekret auf ein anderes Datum festgelegt sein. Ist das Datum der Kirchweihe unbekannt, wird die Feier des Jahrestages oft auf das Patrozinium der Kirche oder das Allerheiligenfest gelegt. Es gibt aber auch den allgemeinen (bayerischen) Kirchtag am dritten Sonntag im Oktober und andere traditionelle Termine.

In Altbayern wurde bis 1866 in den Städten und Dörfern die Kirchweih am Sonntag vor oder nach dem Patrozinium der Kirche gefeiert. Da die Bevölkerung sich gerne an den jeweiligen Feierlichkeiten der Nachbargemeinden beteiligte, nahm (in den Augen der Obrigkeit) die Anzahl der Vergnügungsveranstaltungen und der damit verbundene Alkoholkonsum überhand. Deshalb wurde die traditionelle „Dorfkirchweih“ durch einen zentralen Termin für alle Kirchen im Herbst – den dritten Sonntag im Oktober – ersetzt. Jedoch hat sich dieser Termin nicht in ganz Bayern durchgesetzt. Für das Bistum Würzburg gilt zum Beispiel der zweite Sonntag im November, wohl im Zusammenhang mit dem Weihetag der Lateranbasilika, die den Ehrentitel „Mutter und Haupt aller Kirchen des Erdkreises“ trägt, am 9. November. Im Volksmund wurde dieser Festtag „Allerweltskirta“ genannt.


Hans Bol: Bäuerliche Kirmes. 2. Hälfte 16. Jahrhundert
Der Kirmes-Äquator. Diese Karte wurde anhand von über 3000 Vereinsnamen erstellt. Diese Namen wurden auf ihre Bestandteile Kirmes, Kerb/Kerwe und Kerwa analysiert und mit Geodaten anhand der Postleitzahl angereichert.
Kerbeborsch bei der traditionellen Kerb
Kirmeszug in Kärlich 2015, vorn die Standarte der Kirmesgesellschaft
Kirmesbaum­aufstellen in Beselich-Obertiefenbach 2019
„Kärwaboum“ mit einem Kirchweihbaum