Kreuzerhöhung


Kreuzerhöhung oder Fest der Erhöhung des Heiligen Kreuzes (lateinisch [Festum] in exaltatione sanctae Crucis) ist der Name eines Festes, das im Kirchenjahr der römisch-katholischen Kirche und der orthodoxen Kirchen am 14. September gefeiert wird. Die armenische Kirche und protestantische Gemeinschaften feiern dafür einen Gedenktag.

Der Ursprung dieses Festes liegt in der jährlichen Festoktav der Weihe der von Kaiser Konstantin beauftragten Kirchenanlage in Jerusalem an der Stätte, die als Ort von Kreuzigung und Grablegung Christi verehrt wird, der so genannten Grabeskirche. Diese aufwendig gestaltete Feier verbindet sich früh mit dem Gedächtnis der wunderbaren Auffindung des Wahren Kreuzes Christi, die der Kaiserin Helena zu verdanken sei.[1] Das „Wahre Kreuz“ wurde alljährlich jeweils am 14. September dem gläubigen Volk hocherhoben gezeigt und von diesem mit Akklamationen verehrt. Daneben gab es in Jerusalem jeweils am Karfreitag die Möglichkeit einer individuellen Verehrung der dort verwahrten Reliquie des „Wahren Kreuzes“ durch die Gläubigen, de facto offenbar nur ein größeres Stück, das in einem Reliquienkasten aufbewahrt werden konnte. Mit der Zeit trat in Jerusalem das Gedächtnis der Kirchweihe gegenüber der Zeigung („Erhöhung“) und gemeindlichen Verehrung der Kreuzreliquie zurück.[2] Mit der schon Mitte des 4. Jahrhunderts vielfach zu beobachtenden geradezu weltweiten Verbreitung von Kreuzreliquien wurde das Jerusalemer Zeremoniell auch anderenorts in Ost und West, so im Byzantinischen Ritus, nachgeahmt, zum Teil unter Ersetzung der Reliquien (Kreuzpartikel) durch nicht selten prunkvoll gestaltete (daher in der Fastenzeit verhüllte) Nachbildungen des Kreuzes. Dabei kam es teilweise zu einer Verbindung von Kreuzerhöhung und individueller Verehrung, wie es bis heute in der katholischen Karfreitagsliturgie geschieht.

Im Jahre 614 fielen die Truppen des Perserkönigs Chosrau II. in Jerusalem ein. Das Kreuzholz in einem silbernen Kreuzreliquiar wurde zusammen mit Patriarch Zacharias in die Königsstadt Ktesiphon, in der Nähe des heutigen Bagdad, verschleppt. Das Kreuz wurde aber wenige Jahre darauf durch den Sieg des oströmischen Kaisers Herakleios über die Perser zurückgewonnen. 628 brachte der Kaiser das Kreuz zunächst im Triumph in seine Hauptstadt Konstantinopel. Nach neueren Untersuchungen zog er am 21. März 630 (oder 631) mit glänzendem Gefolge nach Jerusalem, um dort die hochverehrte Reliquie wieder in die Grabeskirche hinter dem Golgotahügel zu bringen. Doch verblieb sie nicht dauerhaft in Jerusalem, sondern wurde 635 nach Konstantinopel transferiert.[3]


Liturgische Kreuzerhöhung (14. September), byzantinische Buchmalerei, Cod. Vat. gr. 1613 (Menologion Basileios’ II.), 11. Jh.
Verehrung eines Prunkkreuzes; Les Très Riches Heures du duc de Berry (1412/16), Folio 193r
Vor der Kreuzverehrung
Kreuzverehrung in der Karfreitagsliturgie (Portugal)