Kupferstich


Der Kupferstich (veraltet auch Chalkographie genannt) ist ein grafisches Tiefdruckverfahren. Beim Kupferstich wird das zu druckende Bild mit einem Grabstichel spanabhebend in eine Kupferplatte „gegraben“ (graviert). Die dabei entstandenen Linien nehmen dann die Farbe auf, welche mit einer Walzenpresse auf das Papier gedruckt wird. Der Hersteller eines Kupferstichs wird als Kupferstecher, der Drucker als Kupferdrucker bezeichnet.

Der französische Begriff Gravure enthüllt die Herkunft des Kupferstichs. Ursprünglich wurden im Waffen- und Silberschmiedehandwerk Verzierungen damit übertragen und archiviert, da man erkannte, dass man ein spiegelverkehrtes Abbild der Gravur bekam, indem man Farbe oder Ruß in die Vertiefungen rieb und mit einem angefeuchteten Papier wieder aus den Vertiefungen zog. Auf diese Weise konnte man das Muster auch auf andere Objekte übertragen. Die ersten Kupferstecher waren daher auch nahezu ausnahmslos Goldschmiede.

Die ältesten Kupferstiche zeigen im Bildaufbau deutliche Ähnlichkeiten mit dem Niello, einer Technik zur Verzierung kostbarer Metallobjekte. Der Benediktinermönch Theophilus Presbyter beschrieb diese Technik bereits im 12. Jahrhundert in seiner Schriftensammlung Diversarum artium schedula. Eine gravierte Metalloberfläche wurde demnach mit einer Schicht aus schwarzem Puder überzogen und anschließend erwärmt. Der geschmolzene Farbstoff füllte die Vertiefungen und erschien nach dem Polieren als scharfe Zeichnung auf dem Metall. Auch die Hersteller solcher Nielli archivierten ihre Arbeiten durch Abzüge der Gravuren auf Papier. Diese Abdrücke wurden ebenfalls als Nielli bezeichnet und bereits im Mittelalter gesammelt. Inschriften erscheinen auf solchen Nielli auf Papier naturgemäß spiegelverkehrt. Um 1450 scheint sich die Herstellung von Abdrucken als das eigentliche Ziel des Gravierens durchgesetzt zu haben. Die Inschriften auf den frühen Stichen werden nun seitenrichtig wiedergegeben.

Die Kupferstichtechnik wurde wahrscheinlich um 1420/1430 im oberdeutschen Raum erstmals angewendet. Möglicherweise wurde die Technik in Südeuropa unabhängig hiervon gleichzeitig entwickelt. Seit dem 14. Jahrhundert verdrängte das billigere Papier langsam das Pergament als Beschreibstoff und ermöglichte so erst die Erfindung der Niello- und Kupferstichtechniken sowie des Buchdrucks.

Anders als der Holzschnitt entwickelte sich der Kupferstich unabhängig vom Buch, da sich sein Tiefdruckverfahren zu dieser Zeit nur schwer mit dem Hochdruck der Buchstaben verbinden ließ. Stattdessen wurden die ersten Kupferstiche für Wallfahrtsdevotionalien und als Muster für Entwurfsmodelle für Spielkarten, Zierbuchstaben u. ä. verwendet.


Kupferstich, 1661: Die Feuerwehr von Nürnberg mit einer Feuerspritze
Meister der Spielkarten: Christus am Kreuz (zwischen 1435 und 1455). Eines von vier erhaltenen Blättern einer Passionsfolge
Israhel van Meckenem der Jüngere: Selbstbildnis mit Gemahlin (um 1490)
Einer der drei Meisterstiche Albrecht Dürers: Ritter, Tod und Teufel
Anatomische Illustration von C. J. Rollinus in Albrecht von Hallers Werk Icones anatomicae von 1756
Darstellung der Kupferstichtechnik in der Encyclopédie, um 1760
Dürer: Melencolia I
Meister des Johannes Baptista, Der Heilige Bartholomäus, Aus der Folge der „Apostel“, ca. 1440 – 1460, Städel Museum, Frankfurt am Main