Landsmannschaft (Frühe Neuzeit)


Als Landsmannschaft bezeichneten sich Vereinigungen von deutschen Studenten aus einem Land. Ihre Vielfalt ist unübersehbar, ihre begriffliche und zeitliche Zuordnung schwierig. So gab es an der Universität Bologna eine „teutsche Nation“ und an den deutschen Universitäten pommersche, fränkische, schlesische und viele andere „Landsmannschaften“.

Die früheste Form studentischer Zusammenschlüsse waren die Nationes, die mit den ersten Universitäten ab dem 11. Jahrhundert in Europa aufkommen. Mit der Reformation und hochschulpolitischen sowie politisch-sozialen Veränderungen starben die meisten Nationes aus.

Vor allem seit der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts bildeten sich an den protestantischen deutschen Universitäten erneut studentische Gemeinschaften in Form von Landsmannschaften, die auch societates genannt wurden, aus. Diese selbstverwalteten Vereinigungen standen nicht mehr unter der Aufsicht der Universitätsbehörden und waren private Vereinigungen von Studenten gleicher geographischer Herkunft. Den älteren Nationes (Südlicher Typ) glichen sie jedoch in der Weise, als dass sie eine Sozietät darstellen, deren Intention in der Unterstützung und sozialen Integration der Neulinge lag und deren Interesse sie bereitwillig vertraten.[1]

„Während der Adel selten auf den Hochschulen anzutreffen war, solange der Theologe die erste Rolle spielte, wandelte sich das Bild, als der Jurist wieder im Staatsdienst bevorzugt wurde. … Sein Vorrecht war es andrerseits, bewaffnet gehen zu dürfen. Ein Teil der übrigen Studentenschaft nahm sich daran ein Vorbild; der folgende lange (Dreißigjährige) Krieg verstärkte diese Neigung. In den Landsmannschaften sammelte sich schließlich alles, was diese Auffassung vertrat.

Nachdem der Pennalismus unterdrückt worden war, schloß sich dagegen der weniger tatkräftige Teil der Studenten nicht mehr den Landsmannschaften an. Diese Studenten wurden als Wilde oder Obscuranten bezeichnet, während die Landsmannschaften sich Verbundene nannten. Der Einfluß dieser war wiederum größer an Hochschulen, an denen von vornherein Studenten aus mehrerer Herren Länder zusammentrafen; denn die Staatsaufsicht war dort weniger streng. Abgesehen von ihrer Lage waren deshalb Jena und Halle für die Entwicklung des Brauchtums von besonderer Bedeutung.

Die Verbindung der in den Landsmannschaften zusammengeschlossenen Studenten war nicht fest. Es gab auch innerhalb der eigenen Reihen Streitigkeiten, die mit der Waffe ausgetragen wurden. Sobald der Verbundene die Hochschule verlassen hatte, unterhielt er höchstens mit einstigen Freunden die alten Beziehungen aufrecht. Bünder verfielen dagegen und wurden wieder aufgemacht. Es fehlte von vornherein das Bestreben, einen in der Jugend gegründeten Freundeskreis lebenslänglich zu erhalten.“


Festliche Verbrennung der landsmannschaftlichen Abzeichen in Jena (1765)
Die 10 Reichskreise am Anfang des 16. Jahrhunderts.
Sächsische Kantoneinteilung (1814)
Landsmannschaftliche Uniformen in Göttingen (1773)