Lateinische Kirche


Die lateinische Kirche oder römische Kirche, auch Westkirche oder westliche Kirche genannt, ist die größte und bedeutendste Kirche eigenen Rechts innerhalb der römisch-katholischen Kirche. Lateinisch bezieht sich hierbei auf den Ritus oder die Gruppe von Riten, deren dominierender der römische Ritus ist, und auf die traditionelle Kirchensprache Latein, die in dieser Teilkirche verwendet wird. Die 23 katholischen Ostkirchen, die orthodoxe oder orientalische Riten sowie andere Liturgiesprachen benutzen, sind wie die lateinische Kirche Bestandteil der römisch-katholischen Kirche als ganzer, dem Papst unterstehenden Kirche. In einem engeren Sprachgebrauch wird der Begriff römisch-katholische Kirche allerdings manchmal auch eingeschränkt nur auf die lateinische Kirche bezogen und so etwa in Abgrenzung zur griechisch-katholischen Kirche (im Sinne griechischsprachiger Teilkirchen der Papstkirche) benutzt. In einem weiteren Verständnis lassen sich alle westlichen christlichen Kirchen, die aus der vorreformatorischen lateinischen Westkirche hervorgegangen sind, zu den Kirchen lateinischer Tradition rechnen, auch wenn sie heute nicht mehr dem Papst unterstehen.[2][3]

Die lateinische Kirche umfasst die Diözesen des Patriarchats von Rom, die seit dem 2. Jahrhundert von der griechischen zur lateinischen Liturgiesprache übergegangen waren und diese auch in ihren Missionsgebieten beibehielten. Dieser westliche Teil der alten Kirche, eben die Westkirche, trennte sich in einem historischen Spaltungsprozess, der im Großen Schisma im Jahre 1054 kulminierte, vom östlichen Teil der Kirche, den Ostkirchen. Später schlossen sich Teile der verschiedenen Ostkirchen der römischen Kirche an, indem sie insbesondere den Primat des Papstes anerkannten und dabei Parallelhierarchien zu ihren orthodoxen Stammkirchen bildeten; dabei behielten sie jedoch weitgehend ihre rechtliche Eigenständigkeit und ihren Ritus. Diese katholischen Ostkirchen bezeichnet man als uniert. Das Gesetzbuch der lateinischen Kirche ist dabei der Codex Iuris Canonici; in den unierten Kirchen gilt der Codex Canonum Ecclesiarum Orientalium.

Der Papst ist als Bischof von Rom sowohl Oberhaupt der gesamten katholischen Kirche als auch Oberhaupt der lateinischen Teilkirche. Seit dem Konzil von Chalzedon 451 nannten sich die Päpste auch Patriarch des Westens bzw. des Abendlandes innerhalb der Iustinianischen Pentarchie. Nach dem 2. Vatikanum wurden 1964 die Lateinischen Patriarchate des Ostens, die in der Kreuzzugszeit eingerichtet worden waren, im Dienste der Wiederaussöhnung mit der Ostkirche und der Ökumene mit der Orthodoxie wieder abgeschafft und Papst Benedikt XVI. legte 2006 den Titel des Patriarchen des Westens nieder.[4][5]