Als Lebensführung (oder Lebenswandel) wird in der Umgangssprache die Art und Weise bezeichnet, mit der Personen ihren Alltag praktisch gestalten.
Der Begriff Lebensführung wird in unterschiedlichsten Konnotationen verwendet. Man spricht mit Blick auf medizinische Themen von einer „gesunden“ oder „ungesunden“ Lebensführung, fragt möglicherweise in der Soziologie nach einer „standesgemäßen“ Lebensführung bestimmter Gruppen in der Gesellschaft (sozialer Status) oder interessierte sich mit religiöser Intention dafür, was eine „gottgefällige“ Lebensführung ist. Gemeinsam ist dem Wortgebrauch, dass damit ein aktiv gestaltenderer Umgang mit dem eigenen Leben angesprochen wird. Sprachlich weist das Grundwort „Führung“ zwar auf den sozialwissenschaftlichen Begriff der Führung hin, wird jedoch auf die Selbstführung beschränkt.[1] Menschenführung oder Unternehmensführung als Unterarten des Führungsbegriffs sind dagegen stets Fremdführung (Management).
In der Wissenschaft und dort vor allem in der Soziologie wird der Begriff Lebensführung traditionell stark mit der religionshistorischen Arbeit von Max Weber verbunden. Berühmt geworden ist seine These, dass der moderne Kapitalismus neben seinen rein ökonomischen und technischen Grundlagen auch auf einer spezifischen Arbeits- und Berufsethik beruht (Die protestantische Ethik und der Geist des Kapitalismus). Diese habe, so Weber, ihre Grundlage in religiösen Werten (v. a. im Protestantismus und darin besonders im Calvinismus), die Menschen dazu veranlassen eine auf Effizienz und Erfolg (vor allem im Beruf) ausgerichtete „methodische Lebensführung“ anzustreben.
Schon bei Weber wird Lebensführung unterschieden von der Frage nach dem spezifischen „Lebensstil“ bestimmter Gruppen, vor allem bei etablierten Ständen. Gemeint ist damit, wie eine Lebensführung im alltäglichen Handeln mit symbolischen Ausdrucksformen (zum Beispiel Kleidung, Wohnraumausstattung, Statussymbole) stilisiert wird, um die Zugehörigkeit zu einer Gruppe zu demonstrieren und sich von anderen Gruppen zu distanzieren bzw. diese auszuschließen.
Die sich auf Weber beziehende Forschung hat diesen Unterschied der zwei Begriffe lange Zeit nicht bewusst registriert (u. a. deswegen, weil die US-amerikanische Weberforschung Lebensführung als „Life-style“ übersetzte und damit beide Begriffe vermischte). Erst in einer neueren deutschen Forschungsrichtung aus dem Umfeld der subjektorientierten Soziologie wurde dieser Unterschied wieder gezielt aufgegriffen, die dann den Begriff der „alltäglichen Lebensführung“ in Absetzung vom „Lebensstil“ (wie auch vom marxistischen Konzept der „Lebensweise“ und vom Begriff „Lebenswelt“ der Phänomenologie, bzw. bei Jürgen Habermas) prägte und in umfangreichen Forschungen empirisch anwendete. Der Begriff steht inzwischen für ein etabliertes Forschungsfeld, das neben der soziologischen Lebensstilforschung Beachtung findet.