Leinölfirnis


Leinölfirnis ist ein Anstrichmittel aus Leinöl, dem Sikkative zugesetzt werden, damit es schneller trocknet als unbehandeltes Leinöl. Häufig wird es zusätzlich erhitzt, wodurch es dickflüssiger wird und sich in größerer Schichtdicke auftragen lässt.[1] Das Anstrichmittel wird vor allem für Holz im Innen- und Außenbereich, aber auch für andere Materialien verwendet.

Wie Leinöl ist Leinölfirnis leicht honiggelb gefärbt. Nach dem Aushärten bildet es eine relativ klare, wasserabweisende Imprägnierung bzw. Schutzschicht aus Linoxin.

Zu beachten ist, dass die an der Oberfläche eines Werkstücks gebildete Schicht traditionell ebenfalls als Firnis bezeichnet wird; der Begriff kommt aus dem Französischen von ‚vernis‘, was ‚Lack‘ bedeutet. In der Ölmalerei werden Ölfarben aus pigmentiertem Leinöl verwendet, die auf der Leinwand zur Ausbildung einer Firnisschicht führen.

Im Außenbereich wird als Alternative zur Leinölfirnis auch Standöl verwendet, das ebenfalls durch das Erhitzen von Leinöl hergestellt wird, aber langsamer trocknet, klarer und etwas wetterfester ist.[1]

Reines Leinöl kann ebenfalls einen Film auf der Oberfläche eines Werkstücks ausbilden, wird wegen der langen Trocknungszeit aber bevorzugt zur Imprägnierung bzw. Grundierung verwendet, da es in saugfähigen Materialien wie Holz tiefer einzieht als Ölfirnis. An der Oberfläche verbleibendes Leinöl wird in diesem Anwendungsfall meist abgewischt.

Weder in der handwerklichen, noch in der künstlerischen Verwendung von Leinölfirnis gibt es eine einheitliche Definition seiner Zusammensetzung. Es kann jedoch festgestellt werden, dass es sich um ein modifiziertes Leinöl handelt, dessen Trockeneigenschaften „durch unterschiedliche Behandlungen“[2] verbessert worden sind. Im Handbuch der Farbenfabrikation von Georg Zerr von 1922 werden Firnisse bezeichnet als „trocknende Öle, welche durch Erhitzen auf mindestens 150 und höchstens 320 °C, oft unter Zusätzen von Harzen oder von metallischen Verbindungen in einen zäherflüssigen, schon etwas oxidierten und polymerisierten Zustand versetzt sind, in welchem sie nicht nur schneller und besser trocknen, sondern auch eine wirksamere Umhüllung für die Farbmaterialien und eine besser streichfähige Farbmasse bilden.“[3]


Struktur von α-Linolensäure, der häufigsten Fettsäure in Leinöl
Allgemeine Struktur von Triacylglycerinen. Glycerin bildet die Grundstruktur, die Reste R stehen für verschiedene Fettsäuren wie α-Linolensäure.