Magdeburger Hochzeit


Die Magdeburger Hochzeit (auch Bluthochzeit, Magdeburgs Opfergang oder danach ganz allgemein Magdeburgisieren) bezeichnet die totale Verwüstung der Stadt Magdeburg am 10. Maijul. / 20. Mai 1631greg. durch kaiserliche Truppen unter Tilly und Pappenheim im Verlauf des Dreißigjährigen Krieges.

Die sarkastische Bezeichnung „Magdeburger Hochzeit“ wurde schon unmittelbar danach geprägt und soll die erzwungene Vermählung zwischen dem Kaiser und der Jungfrau Magdeburg beschreiben, die auf dem Wappenschild der Stadt abgebildet ist, welche sich schon über 100 Jahre lang gegen Zahlungen an den Kaiser gewehrt hatte. Nach der zeitgenössischen Chronik Theatrum Europaeum ist der Begriff auf Tilly selbst zurückzuführen:

Zur Zeit der Reformation wurde Magdeburg eine Hochburg des Protestantismus, nicht zuletzt weil der Magdeburger Erzbischof Albrecht von Brandenburg einen regen Ablasshandel betrieb und dadurch den Unmut der Bürger auf sich zog. In seinem Auftrag reiste der Dominikaner Tetzel als Ablassprediger durch die Lande. 1517 leitete Luther mit seinen hierdurch motivierten 95 Thesen die Reformation ein. Die Stadt Magdeburg, Kathedralsitz des Erzbistums und Hauptstadt des Erzstifts, darüber hinaus eine reiche Handelsstadt mit vielen wohlhabenden Fernhändlern, bekannte sich schon 1524 zu dieser und trat 1531 dem Schmalkaldischen Bund bei. Nach dem Tod Kardinal Albrechts 1545 wurde der Magdeburger Dom für 20 Jahre geschlossen, 1567 wurde er von den Protestanten übernommen, wie alle anderen Kirchen der Stadt auch.

Magdeburg entwickelte sich im Laufe der Jahre zum Zentrum des Widerstandes gegen die Rekatholisierung. In „Unsers Herrgotts Kanzlei“ versammelten sich Gelehrte, die vor katholischen Truppen im Schmalkaldischen Krieg aus Wittenberg geflohen waren, und verfassten antikatholische Schriften. Von 1547 bis 1562 stand Magdeburg daher unter Reichsacht. Nach der Verweigerung der Anerkennung des Augsburger Interims hielt Magdeburg, genannt die „Heilige Wehrstadt des Protestantismus“, 1550/51 einer mehr als einjährigen Belagerung durch kaiserliche Truppen unter den protestantischen Fürsten Moritz von Sachsen und Albrecht Alcibiades von Brandenburg-Kulmbach stand.[2] Nachdem Moritz von Sachsen durch geheime Zusagen an den Magistrat Magdeburgs die kampflose Kapitulation der belagerten Stadt erreicht hatte, wandte er sich jedoch gegen den Kaiser und verbündete sich mit dessen Feinden.


Die reiche Handelsstadt Magdeburg um 1600. Gemälde nach einem Stich von Jan van de Velde (1569–1629).
Stadtwappen mit der Jungfrau von Magdeburg
General Tilly (1559–1632)
Die Belagerung der Stadt (Gemälde von 1650)
Sturm auf Magdeburg
General Pappenheim (1594–1632)
Die Plünderung Magdeburgs (Die Magdeburger Jungfrauen), Historiengemälde von Eduard Steinbrück, 1866
Tillys Einzug in das zerstörte Magdeburg
Allegorie Die trauernde Magdeburg; Teil des Lutherdenkmals in Worms
Gedenkmünze von 1931