Merowinger


Die Merowinger (selten Merovinger) waren das älteste Königsgeschlecht der Franken vom 5. Jahrhundert bis 751. Sie wurden vom Geschlecht der Karolinger abgelöst. Nach ihnen wird die historische Epoche des Übergangs von der Spätantike zum Frühmittelalter im gallisch-germanischen Raum Merowingerzeit genannt.

Der Ursprung des fränkischen Geschlechts der Merowinger ist durch zahlreiche spätere Mythen verklärt. Teilweise wird in der Forschung vermutet, dass bereits einige der fränkischen Kleinkönige, die Anfang des 4. Jahrhunderts von Kaiser Konstantin dem Großen bekämpft wurden (Ascaricus und Merogaisus), womöglich Merowinger waren, doch ist diese nur auf Namensähnlichkeiten basierende Annahme nicht beweisbar.[1]

Historisch gesichert ist die Existenz der Merowinger erst für das 5. Jahrhundert: In Tournai wurde im Jahr 1653 die Grabstätte von Childerich I. († 481 oder 482) gefunden.[2] Dieser bezeichnete sich selbst als rex, was zu dieser Zeit allerdings nicht ohne weiteres als „König“ übersetzt werden kann, und war anscheinend ein Fürst der Salfranken. Von Childerich, der angeblich ein Sohn Merowechs und mit dem früheren rex Chlodio verwandt war, stammten alle späteren Merowinger ab.

Heute wird dabei im Unterschied zur älteren Forschung oft angenommen, dass der Aufstieg der Familie erst mit Childerich begann. Zahlreiche kostbare Grabbeigaben waren ihm ins Grab gelegt worden; einige von diesen sagen viel über seine Stellung aus. So trug er die Uniform eines spätrömischen Offiziers; vom Militärumhang (paludamentum) war die goldene Zwiebelknopffibel erhalten. Childerich hatte, wie literarische Quellen bezeugen, als Föderatenführer für Westrom und für (und/oder später gegen?) den römischen Heermeister Aegidius gekämpft, der sich 461 von der kaiserlichen Regierung lossagte und einen eigenen Machtbereich im nördlichen Gallien aufbaute. Childerich konnte seine Macht unter anderem auf die weiterhin arbeitenden ehemaligen römischen Rüstungsbetriebe (fabricae) in seiner Residenz Tournai stützen, was einen signifikanten Vorteil darstellte.[3] In diesem Sinne profitierte Childerich erheblich vom staatlichen Erosionsprozess im Westreich, dessen Regierung im Zuge endloser Bürgerkriege immer mehr die Kontrolle über die Provinzen außerhalb Italiens entglitt.[4]

Wohl 469 bekämpfte Childerich sächsische Plünderer, wobei der römische comes Paulus (möglicherweise ein Nachfolger des Aegidius) getötet wurde. In der neueren Forschung ist vermutet worden, dass Aegidius, Paulus und Childerich Rivalen um die Kontrolle der Reste der letzten weströmischen Armee in Gallien (des exercitus Gallicanus) gewesen sind.[5]


Die Expansion der frühen Merowinger während der ausgehenden Spätantike
Siegelring mit dem Bildnis Childerichs und Aufschrift CHILDERICI REGIS
Frankenreich um 628 (unter Dagobert I.) mit der teilgesicherten Alemannia (rechts)
Das Frankenreich 486 (blau umrandet) und zum Ende der Merowinger-Herrschaft im 8. Jahrhundert (rosa)
Das Seitenpanel des Barberini-Diptychon aus dem frühen 6. Jahrhundert zeigt einen langhaarigen Soldaten in kaiserlichen Diensten.
Merowingerzeitliche Nekropole in Civaux
Merowingerzeitliche Scheibenfibeln
Gürtelschnalle
Kirche Saint-Pierre in Vienne (Ende des 5. Jahrhunderts als bischöfliche Grabkirche erbaut)