Mittelgriechische Sprache


Unter Mittelgriechisch versteht man gemeinhin die Sprachstufe des Griechischen zwischen dem Beginn des Mittelalters um 600 und der Eroberung der Stadt Konstantinopel durch die Osmanen 1453, da mit diesem Datum meist das Ende des Mittelalters für Südosteuropa definiert wird. Griechisch war ab dem 7. Jahrhundert die alleinige Verwaltungs- und Staatssprache des Byzantinischen Reichs, die damalige Sprachstufe wird daher auch als byzantinisches Griechisch bezeichnet. In mehreren Sprachen wird der Begriff mittelalterliches Griechisch verwendet, darunter im Englischen (Medieval Greek), Französischen (Grec médiéval) und Neugriechischen (Μεσαιωνική ελληνική [γλώσσα] Meseonikí ellinikí [glóssa]).

Der Beginn dieser Sprachstufe wird gelegentlich bereits auf das 4. Jahrhundert datiert, entweder auf den Zeitpunkt der Verlegung der kaiserlichen Hauptresidenz nach Konstantinopel im Jahr 330 oder die Reichsteilung von 395, doch geht dieser Ansatz weniger von den kulturellsprachlichen als vielmehr von politischen Entwicklungen aus und ist daher recht willkürlich. Erst im 7. Jahrhundert war die oströmisch-byzantinische Kultur so massiven Veränderungen unterworfen, dass es sinnvoll erscheint, von einer Zäsur zu sprechen. Das mittelalterliche Griechisch ist das Bindeglied zwischen der antiken und der neuzeitlichen Sprachform, denn einerseits ist seine Literatur noch stark vom Altgriechischen geprägt und andererseits konnten sich in der gesprochenen Sprache gleichzeitig fast alle Eigenheiten des Neugriechischen entwickeln.

Die Erforschung der mittelgriechischen Sprache und Literatur ist ein Teilgebiet der Byzantinistik oder Byzantinologie, die sich umfassend und interdisziplinär mit Geschichte und Kultur der byzantinischen Welt befasst.


Buchseite mit Miniaturen von vier Heiligen. Werk eines unbekannten byzantinischen Malers aus dem frühen 11. Jahrhundert.
Die Grenzveränderungen des Byzantinischen Reiches
Die islamische Expansion im 7. und 8. Jahrhundert
  • Ausbreitung unter dem Propheten Mohammed, 622–632
  • Ausbreitung unter den vier „rechtgeleiteten Kalifen“, 632–661
  • Ausbreitung unter den Umayyaden, 661–750
  • Ikone der Heiligen Eudokia aus dem 10. Jahrhundert, die Schreibung des Namens (ϵΥΔΟΚΗΑ) verwendet den Buchstaben Η für das hier eigentlich korrekte, homophone Ι
    Griechische Unziale: Das Vaterunser im Codex Sinaiticus (4. Jh.)
    Griechische Minuskel: das Vaterunser in einer Handschrift des 10. Jh.
    Seite aus der Athener Handschrift des Digenis Akritas
    Kyrill und Method auf einer russischen Ikone
    Hieronymus Wolf
    Karl Krumbacher