Notgeld ist ein aus einer Mangelsituation entstandener Geldersatz,[1] der fehlende gesetzliche Zahlungsmittel ersetzt und von Staaten, Gemeinden oder privaten Unternehmen herausgegeben wird.
Das Vertrauen in Notgeld ist in Kriegs- und Krisenzeiten oftmals größer als in offizielles Geld. Es wird in inländischer, ausländischer oder historischer Währung (Goldmark, US-Dollar) ausgegeben, aber auch als Anspruch auf Waren wie Getreide, Zucker oder Holz. Neben den üblichen Geldformen Münze (Notmünze) und Geldschein kamen und kommen auch verschiedene Ersatzmaterialien wie Porzellan,[2] Pappe, Leder, Presskohle, Seide oder Leinen zum Einsatz. 1923 gaben beispielsweise die neu gegründeten Aluminiumwalzereien in Teningen und Singen Notscheine aus bedruckter Alufolie heraus. In Notgeld-Optik existierten auch Gutscheine, so z. B. bezüglich der schlesischen Lutherfestspiele in Breslau 1921. Auch Briefmarken (etwa als Briefmarkenkapselgeld), Spielkarten, Schecks und ähnliche Vorlagen werden zu Notgeld umfunktioniert. Welchen Gegenständen dabei ein Wert als Notgeld zugesprochen wird, kann sehr vielfältig und gelegentlich auch regional sehr begrenzt sein. Notgeld wird nur als Zahlungsmittel gebraucht, nicht zu Kreditzwecken.
Die ältesten Formen des Notgeldes sind Belagerungsscheine. Während der Belagerung von Städten war eine Geldversorgung vielfach unmöglich. Oft wurden daher von der Stadtverwaltung, häufiger von den jeweiligen Militärkommandeuren Belagerungsscheine ausgegeben. Als erste Belagerungsscheine gelten diejenigen aus der Zeit der Belagerung der spanischen Festung Alhama durch die Mauren im Jahre 1483.
Häufiger wurde die Ausgabe von Notgeld Ende des 18. Jahrhunderts. Nun kam es auch zu Aufwertungen bestehenden Papiergeldes als Notgeld. 1793 wurde General Adam-Philippe de Custine in Mainz durch Koalitionstruppen unter General Friedrich Adolf Graf von Kalckreuth belagert. Als Notgeld wurden französische Assignaten durch handschriftliche Ergänzungen und Stempel auf der unbedruckten Rückseite aufgewertet, um die Geldmenge zu erhöhen. Nachdem dies nicht ausreichte, wurden eigene Assignaten gedruckt. Während des Zweiten Burenkriegs wurde Hemdenstoffgeld in Umlauf gebracht.
Diese Belagerungsscheine tragen vielfach Originalunterschriften des jeweiligen Kommandeurs. Eine Einlösung der Scheine hing typischerweise vom Ausgang des Krieges ab. Sofern die Belagerung erfolgreich – und der Krieg verloren – war, war mit der Einlösung der Scheine nicht zu rechnen.[3]
Ähnlich wie Belagerungsscheine wurden Belagerungsmünzen eingesetzt. Diese wurden aus Metall, aber auch anderen Materialien, geprägt um als Zahlungsmittel zu dienen, meist zur Besoldung der Truppen.