Obertenghi


Die Obertenghi (auch Otbertiner genannt) waren eine der mächtigsten Familien des norditalienischen Adels gegen Ende des Frühmittelalters um die Jahrtausendwende. Ihr namengebender Stammvater ist Oberto I. Graf von Mailand und Luni, der erste Markgraf von Ostligurien, der „marca Januensis“ oder Mark von Genua.

Die Otbertiner sind benannt nach ihrem Stammvater, dem Pfalz- und Markgrafen Otbert I. (italienisch: Oberto), der 975 starb. Von seinem Vater ist nur der Name Adalbert überliefert, er wird 940 als Vizegraf erwähnt. Die Ursprünge der Otbertiner sind ungeklärt und umstritten (siehe unten: Herkunft Obertos I.), die Familie stammte vermutlich aus dem fränkischen Adel und dürfte sich in der späten Karolingerzeit in der Lombardei niedergelassen haben, wo Otbert I. urkundlich „nach langobardischem Recht lebte“.

Oberto I. gehörte bereits 945 zu den Verbündeten des Markgrafen Berengar II. von Ivrea, als dieser (13. März 945 in Pavia) daranging, die Macht in Oberitalien zu übernehmen, als Letzter der sogenannten Nationalkönige, vor der Übernahme der langobardisch-italienischen Krone durch König Otto I. im Jahr 951 und der Eingliederung ins Heilige Römische Reich als Reichsitalien. Mit dem Erfolg Berengars war dann auch der Aufstieg der Obertenghi verknüpft: als er Anfang des Jahres 951 die Reorganisation der italienischen Feudalstrukturen südlich des Po abschloss, die sein vertriebener Vorgänger, König Hugo I., begonnen hatte, und dabei drei Markgrafen für die neugebildete Territorien ernannte, erhielt Oberto Ostligurien („Marca Obertenga“ bzw. „Otbertinische Mark“). Die beiden anderen Markgrafen waren Aleram, Graf von Vercelli, für Westligurien („Marca Aleramica“) (siehe Aleramiden) und Arduin Glaber für den binnenländischen Teil („Marca Arduinica“), die späteren Markgrafschaften Turin und Susa (siehe Arduine).

Otbert I. wurde außerdem Pfalzgraf des Königreichs Italien. Ab 951 wurde er Markgraf von Mailand und Fürst von Luni. Insgesamt besaß er etwa das Gebiet der heutigen Lombardei mit Teilen Piemonts, die italienischsprachige Schweiz (Tessin) und die Emilia mit Ferrara, außerdem große Teile der Provinz Genua.

Weitere führende oberitalienische Geschlechter dieser Epoche waren die Markgrafen von Ivrea, verschiedene Grafen im Herzogtum Trient und im Herzogtum Friaul, die Markgrafen von Verona, die Grafen von Canossa in der Emilia-Romagna, die Bonifacier und Bosoniden in der Markgrafschaft Tuscien und die Herzöge von Spoleto.

Obertos Wechsel auf die Seite des Kaisers Otto I. sicherte die Position der Obertenghi über den Sturz Berengars II. hinaus. Oberto wurde, 961 oder 962, in den Ämtern bestätigt bzw. erhielt sie zurück.


Das Königreich Italien (781–1014) mit der Otbertinischen Mark zwischen Voralpen (Trient) und Golf von Genua