Osmanisches Reich


Das Osmanische Reich (osmanisch دولت علیه İA Devlet-i ʿAlīye, deutsch ‚der erhabene Staat‘ und ab 1876 amtlich دولت عثمانيه / Devlet-i ʿOs̲mānīye /‚der Osmanische Staat‘, türkisch Osmanlı İmparatorluğu) war das Reich der Dynastie der Osmanen von ca. 1299 bis 1922. Die im deutschsprachigen Raum veraltete,[6] in der englisch-[7] und französischsprachigen Literatur[8] noch anzutreffende Bezeichnung Ottomanisches Reich leitet sich von Varianten der arabischen Namensform Uthman des Dynastiebegründers Osman I. her.

Es entstand Anfang des 14. Jahrhunderts als regionaler Herrschaftsbereich (Beylik) im nordwestlichen Kleinasien im Grenzgebiet des Byzantinischen Reiches unter einem Anführer mutmaßlich nomadischer Herkunft. Dieser löste sich aus der Abhängigkeit vom Sultanat der Rum-Seldschuken, welches nach 1243 unter die Vorherrschaft des mongolischen Ilchanats geraten war und seine Macht eingebüßt hatte. Hauptstadt war ab 1326 Bursa, ab 1368 Adrianopel, schließlich seit 1453 Konstantinopel (osmanisch Kostantiniyye; seit 1876 offiziell Istanbul genannt).

Zur Zeit seiner größten Ausdehnung im 17. Jahrhundert erstreckte es sich von seinen Kernlanden Kleinasien und Rumelien nordwärts bis in das Gebiet um das Schwarze und das Asowsche Meer, westwärts bis weit nach Südosteuropa hinein. Jahrhundertelang beanspruchte das Osmanische Reich politisch, militärisch und wirtschaftlich eine europäische Großmachtrolle neben dem Heiligen Römischen Reich, Frankreich und England. Im Mittelmeer kämpfte das Reich mit den italienischen Republiken Venedig und Genua, dem Kirchenstaat und dem Malteserorden um die wirtschaftliche und politische Vormachtstellung. Ab dem späten 17. bis ins späte 19. Jahrhundert hinein rang es mit dem Russischen Kaiserreich um die Herrschaft über die Schwarzmeerregion. Im Indischen Ozean forderte das Reich Portugal im Kampf um den Vorrang im Fernhandel mit Indien und Indonesien heraus. Durch die ununterbrochen intensiven politischen, wirtschaftlichen und kulturellen Beziehungen ist die Geschichte des Osmanischen Reichs mit derjenigen Westeuropas eng verbunden.


Anatolien um 1300, u. a. mit Teilen des Byzantinischen Reichs, Sultanat der Rum-Seldschuken und Ilkhanat
Das Osmanische Reich um 1326
Blick über den Bosporus nach Europa, koloriertes Photo, um 1895: Die Festung Anadolu Hisarı wurde 1394 von Bayezid I. erbaut.
Große Moschee von Bursa, 1396–1399
Mehmed I. empfängt Würdenträger, zwischen 1413 und 1421
Üç Şerefeli Camii in Edirne, erbaut 1437–1447 unter Murad II.
Die Schlacht von Belgrad 1456, osmanische Miniatur aus dem Hüner-nāme
Nakkaş Osman: Süleyman der Prächtige als junger Mann, Miniatur, 1579
Machtverhältnisse und Handelswege im östlichen Mittelmeerraum um 1500
TVRCICI IMPERII DESCRIPTIO („Beschreibung des Türkischen Reiches“), Karte von Abraham Ortelius (Antwerpen, 1570)
Empfang bei Selim II. in Edirne, um 1580
Ali Pascha, Befehlshaber der osmanischen Flotte vor Lepanto, Holzschnitt nach 1571
Kara Mustafa Pascha, Befehlshaber der osmanischen Truppen bei der Belagerung Wiens 1683
Audienz bei Sultan Selim III., um 1800
Anton Ignaz Melling: Palast der Hatice, Mutter Mehmeds IV., zwischen 1795 und 1815
In der Schlacht von Navarino erringt Griechenland die Unabhängigkeit vom osmanischen Reich
Anton von Werner: Der Kongreß zu Berlin – Schlußsitzung am 13. Juli 1878, 1881. Ganz rechts im Bild Mehmed Ali Pascha, zweiter von rechts Alexander Carathéodory Pascha.
Die im Berliner Vertrag neu gezogenen Grenzen auf dem Balkan
Iwan K. Aiwasowski: Die Schlacht von Sinope am 18. November 1853 (Nacht nach der Schlacht), 1853
Ägypten unter der Muhammad-Ali-Dynastie von seiner Gründung bis 1914
Tughra Mahmuds II.
Titelblatt der Osmanischen Verfassung (Kanûn-ı Esâsî) von 1876
Sultan Abdülhamid II. (r. 1876–1909)
Das Osmanische Reich um 1900
„Marsch der Abgeordneten“, jungtürkischer Marsch von Mehmed Zati, 1909
Deutsche Offiziere in einer türkischen Maschinengewehrstellung an den Dardanellen, 1915
Wilhelm II., mit Mehmed V. und Enver Pascha, Oktober 1917 in Konstantinopel
„Hungerkarte Europas“, Mai 1919: Unterernährung im Osmanischen Reich, Hunger in seinen östlichen Regionen
Muschir Mustafa Kemal Pascha (1923)
Hochzeitstag von Rukiye Sabiha Sultan 1920, von links nach rechts: Fatma Ulviye Sultan, Ayşe Hatice Hayriye Dürrüşehvar Sultan, Emine Nazikeda Kadınefendi, Rukiye Sabiha Sultan, Mehmed Ertuğrul Efendi, Şehsuvar Hanımefendi.
Sultan Ahmed III., Surname-i Vehbi, 1720, f.174b
Osmanische Juden
Schiffsflagge der Eastern Telegraph Company, Betreiber des osmanischen Seekabelnetzes
Tabelle der osmanischen Verwaltungseinteilung, 1905
Gebietsverluste des Osmanischen Reiches (die Landesgrenzen der übrigen Länder entsprechen den heutigen Grenzen, nicht den historischen)