Paul Celan [paʊl ˈtselan][1] (geboren am 23. November 1920 in Czernowitz; gestorben vermutlich am 20. April 1970 in Paris) war ein deutschsprachiger Lyriker rumänischer, später französischer Staatsangehörigkeit. Er hieß ursprünglich Paul Antschel, später rumänisiert Ancel, woraus das Anagramm Celan entstand.
Paul Celan gilt als einer der bedeutendsten deutschsprachigen Dichter des 20. Jahrhunderts. Sein Werk ist geprägt von der Reflexion über Sprache und Kommunikation und ihre Fähigkeit, das Erlebte zu bewahren und zu bezeugen, sowie von der Verarbeitung von Grenzerfahrungen, insbesondere der Erfahrung des Holocaust (zum Beispiel in dem berühmten Gedicht Todesfuge). Celans Werk weist eine Entwicklung auf, in der sich anfangs auch relativ traditionelle Gedichtformen finden, deren Spätphase hingegen gekennzeichnet ist von einer „atemlosen Stille des Verstummens im kryptisch gewordenen Wort“.[2]
Celan wurde in Czernowitz, der Hauptstadt der Bukowina, die damals zum Königreich Rumänien (siehe auch Großrumänien) gehörte und heute in der Ukraine liegt, in eine deutschsprachige jüdische Familie geboren. Er war der einzige Sohn von Leo Antschel-Teitler (geboren 1890 in Schipenitz bei Czernowitz) und dessen Ehefrau Friederike (genannt „Fritzi“) geborene Schrager (geboren 1895 in Sadagora), die eine kleine Wohnung in der Wassilkogasse in Czernowitz bezogen.[3] Celan besuchte zunächst die deutsche, dann die hebräische Grundschule, fünf Jahre das rumänische Staatsgymnasium (das frühere k.k. I. Staatsgymnasium Czernowitz) und schließlich das ebenfalls rumänischsprachige Gymnasium „Marele Voievod Mihai“ (Kronprinz-Michael-Gymnasium), wo er am 3. Juni 1938 das Abitur ablegte. Er begann noch im selben Jahr ein Medizinstudium in Tours, kehrte aber nach einem Jahr nach Czernowitz zurück, um dort Romanistik zu studieren.
Mitte 1940 wurde die nördliche Bukowina und somit auch Celans Heimatstadt Czernowitz von der Sowjetunion besetzt. Celan konnte sein Studium zunächst fortsetzen. Als jedoch 1941 rumänische und deutsche Truppen Czernowitz besetzten, wurden die Juden in das örtliche Ghetto gezwungen, von wo Celans Eltern im Juni 1942 zuerst in einen Steinbruch und dann in das Zwangsarbeiterlager an der Durchgangsstraße IV in Michailowka unweit von Hajssyn deportiert wurden. Dort starb sein Vater wenige Monate später an Typhus, seine Mutter wurde erschossen.[4] Die Deportation und der Tod seiner Eltern hinterließen tiefe Spuren bei Celan. Er litt für den Rest seines Lebens unter dem Gefühl, seine Eltern im Stich gelassen zu haben. In seinen Gedichten sind zahlreiche Verweise auf dieses Trauma der Überlebensschuld zu finden.